Wolfenbüttel. In Stadt und Kreis Wolfenbüttel sind die Einsatzkräfte auf den Orkan „Zeynep“ vorbereitet. Ein Spaziergänger wurde am Donnerstag verletzt.

Das von den Meteorologen angekündigte Sturmtief Zeynep hat am Freitagnachmittag Stadt und Kreis Wolfenbüttel erreicht. Es soll bis Samstagfrüh wüten. Bereits am Donnerstag war das Sturmtief Ylenia über unsere Region hinweggefegt und hinterließ umgestürzte Bäume und Zäune, heruntergefallene und am Boden zerschmetterte Dachziegel. Ein Spaziergänger, der bekannte Senior-Reiseunternehmer Josef Schmidt (98), wurde leicht verletzt.

Josef Schmidt feierte 2021 seinen 97. Geburtstag. Am selben Tag war er mit seiner Ehefrau Gisela seit 65 Jahren verheiratet. Der Sturm Ylenia verletzte den bekannten Senior.
Josef Schmidt feierte 2021 seinen 97. Geburtstag. Am selben Tag war er mit seiner Ehefrau Gisela seit 65 Jahren verheiratet. Der Sturm Ylenia verletzte den bekannten Senior. © Privat

Schmidt meldete sich am Freitagnachmittag in der Redaktion: „Ich hätte es nicht für möglich gehalten. Eine Windböe hat mich erfasst und einfach umgeworfen.“ Der Unfall passierte am Donnerstag in der Krummen Straße. Er habe um Hilfe gerufen, sei regelrecht benommen gewesen. „Es kamen liebe Nachbarn und halfen mir auf. Sie brachten mich nach Hause. Dafür bin ich sehr dankbar. Aber ich möchte auch warnen, bei diesen Windböen nicht auf die Straße zu gehen.“

Weil er sich bei dem Sturz am Kopf verletzt habe, sei er kurzfristig ins Städtische Klinikum gekommen, das er aber auf eigenen Wunsch wieder verlassen habe. „Es ist ja alles noch mal gut gegangen“, sagt Schmidt.

Unterdessen meldeten die Einsatzkräfte sie seien auf Zeynep gut vorbereitet. „Alle Maßnahmen sind bei jeder zu erwartenden Unwetterlage eingeübt. Wir überprüfen unsere technische Ausrüstung wie zum Beispiel Kettensägen. Und wir schauen uns unsere Reservegeräte genau an“, berichtet Tobias Stein, Stadtfeuerwehr-Pressesprecher.

Die Freiwilligen Feuerwehren in Stadt und Landkreis sind auf Zeynep gut vorbereitet

Für den Fall, dass es sehr viele Einsätze gleichzeitig geben sollte, kommt die Örtliche Einsatzleitung (ÖEL), die normalerweise an einem Einsatzort in einem Fahrzeug sitzt, in der Feuerwache in Wolfenbüttel zusammen, um von dort aus stationär zu arbeiten. „Das geschieht dann vom Funkraum der Wache aus“, berichtet Stein weiter. Von dort aus würden dann die Einsätze koordiniert werden. Das entlaste die Integrierte Regionalleitstelle in Braunschweig.

Sie ist die Einsatzzentrale für Feuerwehr, Rettungsdienste und Katastrophenschutz in der Stadt Braunschweig sowie den Landkreisen Peine und Wolfenbüttel. Rund um die Uhr steht sie für die Entgegennahme von Notrufen bereit. „Läuft dort ein Notruf aus der Stadt Wolfenbüttel auf, erhält unsere Einsatzleitung eine Mail und schickt die entsprechenden Einsatzkräfte raus“, erzählt Stein über die Funktionsweise.

In der Stadt Wolfenbüttel ist der Sicherheitsstab im Rathaus zusammengekommen. „Wir sind in Bereitschaft“, sagt Thorsten Raedlein, Pressesprecher der Stadt Wolfenbüttel. Zu den bereitstehenden Kräften zählten auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Servicebetriebes der Stadt. Sie könnten bei Absperrungen helfen oder zum Beispiel herabgestürzte Äste abtransportieren, wenn es erforderlich sein sollte.

Für alle Schülerinnen und Schüler der Klassen 1 bis 13 an allen Förderschulen, allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen im Landkreis Wolfenbüttel einschließlich der Stadt Wolfenbüttel findet der Unterricht am Freitag, 18. Februar, wieder statt. Das teilte der Landkreis Wolfenbüttel am Donnerstag Nachmittag mit. Zuvor war der Unterricht am Donnerstag ausgefallen.

Umgestürzte Baustellen-Schilder und Barken, so wie hier an der Friedrich-Ebert-Straße, gab es nach dem Orkan an vielen Stellen in Stadt und Landkreis Wolfenbüttel zu sehen.
Umgestürzte Baustellen-Schilder und Barken, so wie hier an der Friedrich-Ebert-Straße, gab es nach dem Orkan an vielen Stellen in Stadt und Landkreis Wolfenbüttel zu sehen. © Karl-Ernst Hueske

„Als Klinikum sind wir immer auf besondere Gefahrenlagen vorbereitet und können dann entsprechend des Ereignisses – beispielsweise Hochwasser oder Massenanfall von Verletzten – reagieren. Bezüglich der aktuellen Unwetterlage mussten jedoch keinerlei spezielle Vorkehrungen getroffen werden.“ Das teilt Marian Hackert, Pressesprecher des Städtischen Klinimums Wolfenbüttel, auf Nachfrage unserer Zeitung mit.

Der Elm ist für den Straßenverkehr noch immer gesperrt

Bereits am frühen Donnerstagmorgen hatte das Sturmtief Ylenia den Landkreis Wolfenbüttel mit Sturm- und Orkanböen erfasst. Der Elm wurde für den Straßenverkehr gesperrt. Die Züge des Erixx fielen aus. Bis einschließlich Samstag sei mit gravierenden Einschränkungen im Zugverkehr zu rechnen. Wie das Unternehmen weiter mitteilt, sei ein Busnotverkehr eingerichtet worden.

Unterdessen warnen die Niedersächsischen Landesforsten in Wolfenbüttel dringend davor, die Wälder zu betreten. Pressesprecher Dennis Glanz: „Als Folge der mehrjährigen Dürre befinden sich in den Baumkronen mehr abgestorbene Äste und trockene Kronenteile, die jetzt beim Sturm herunterbrechen können. Gleichzeitig haben die hohen Niederschläge der vergangenen Woche den Waldboden oberflächlich aufgeweicht, sodass die Baumwurzeln weniger Halt finden.“ Auch nach dem Abflauen des Sturmes zum Beginn der neuen Woche mahnen die Landesforsten zur Vorsicht, da auch dann noch vom Sturm gebrochene Äste aus den Baumkronen herabfallen können.

Am Schöppenstedter Stieg in Wolfenbüttel drohte der Sturm eine Platte von der Fassade eines Hauses abzureißen. Feuerwehrleute sicherten sie. 
Am Schöppenstedter Stieg in Wolfenbüttel drohte der Sturm eine Platte von der Fassade eines Hauses abzureißen. Feuerwehrleute sicherten sie.  © Feuerwehr Wolfenbüttel

Wie Tobias Stein, Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr Wolfenbüttel, mitteilt, habe der Sturm in Stadt und Landkreis Wolfenbüttel bisher noch keine größeren Schäden verursacht. Allerdings habe um 4.07 Uhr die Ortswehr Wolfenbüttel ausrücken müssen, weil der Sturm am Harztorwall mehrere Äste von Bäumen gerissen habe. Diese hätten sich allerdings auf dem Parkstreifen befunden und somit keine Gefahr für den Straßenverkehr dargestellt.

Rund eine halbe Stunde später habe der Löschzug West, bestehend aus den Wehren Fümmelse, Groß Stöckheim, Adersheim und Leinde, ausrücken müssen, weil an der Autobahn 36 (A 36) zwischen den Auffahrten West und Süd in Fahrtrichtung Harz ein Baum umgestürzt sei und Teile der Fahrbahn blockiert habe. Die Feuerwehr setzte Kettensägen ein, beseitigte den Baum und sorgte somit dafür, dass der Berufsverkehr wieder fließen konnte.

Die Ortswehr Wolfenbüttel sichert ein eingestürztes Zelt

Gegen 5.45 Uhr wurde der Ortswehr Wolfenbüttel ein eingestürztes Zelt in der Langen Herzogstraße gemeldet. Die Einsatzkräfte sicherten das Zelt, um eine mögliche weitere Gefahr abzuwehren. Um 7.14 Uhr stürzte ein Baum an der Mascheroder Straße um. In der Lindenhalle löste die Brandmeldeanlage aus. „Glücklicherweise brannte es nicht“, sagte Tobias Stein. Auch am Blauen Stein kippte ein Baum um. Die Feuerwehrleute beseitigten auch diese Bäume.

Auch im Landkreis waren Feuerwehrleute im Einsatz. Bei Börßum, Gielde und an anderen Orten beseitigten sie umgestürzte Bäume. In Hornburg stürzten Dachziegel von einem Dach.

Am Schöppenstedter Stieg in Wolfenbüttel löste sich eine Platte von der Fassade eines Hauses. Die Ortswehr Wolfenbüttel nahm sich des Schadens gemeinsam mit einer Besatzung des Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeugs an. Nach 30 Minuten sei der Einsatz beendet worden, teilte Thilo Grossert vom Stadtfeuerwehr-Presseteam mit. Die Ortswehr Fümmelse habe sich auf der Kreisstraße 90 um umgepustete Baustellenabsperrungen gekümmert.