Hannover. Camping im Autozelt am Steinhuder Meer: Eine Nacht im Auto ohne Rückenschmerzen, dafür mit viel Schlaf – ein Erfahrungsbericht.

Übernachten im Autozelt, Frühstück am Strand und Stand-Up-Paddling auf dem Steinhuder Meer: Was für ein Abenteuer! Die Vorfreude ist riesig: Caro, eine sehr gute Freundin von mir, ist vor ein paar Wochen spontan auf die Idee gekommen, eine Luftmatratze fürs Auto und ein Autozelt zu kaufen. Logisch, dass wir es ein paar Tage später direkt testen müssen. Also suchen wir uns einen Campingplatz am Steinhuder Meer im Internet, legen großen Wert auf die Google-Bewertungen und los geht’s.

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Camping am Steinhuder Meer: Gepäck für 24 Stunden

Caro und Celine (von links) haben sich spontan dazu entschieden, zelten zu fahren. Und zwar in einem Autozelt. 
Caro und Celine (von links) haben sich spontan dazu entschieden, zelten zu fahren. Und zwar in einem Autozelt.  © Celine Wolff

Was braucht man alles für eine Camping-Nacht? Zugegeben: Caros Auto, ein Audi A4, ist so vollgepackt, dass wir uns selbst fragen, ob wir denn auch wirklich nur 24 Stunden unterwegs sein werden. Typisch Frauen! Bei meinen Eltern habe ich mir vor Fahrtantritt ein zusätzliches Zelt, eine Kühlbox für das Auto und eine Kabeltrommel ausgeliehen. Caro hat unterdessen Getränke, Frühstück und Süßigkeiten besorgt.

Am Ende ist das Auto außerdem voll beladen mit Lichterketten für die Gemütlichkeit, einem iPad für den Netflix-Abend, zwei Stand-Up-Paddling-Boards (SUPs) für Action auf dem Wasser und unseren zwei Sporttaschen mit mehr Kleidungsstücken als wir wahrscheinlich jemals brauchen werden. Aber so müssen wir wenigstens auf nichts verzichten, alles was wir auf unserem Abenteuer benötigen, finden wir in irgendeiner unserer Taschen. Das ist ein guter Beweis für unsere grandiosen Pack- und Vorbereitungskünste. Dass wir das Zelt am Ende unserer Reise nicht mehr in die dafür vorgesehene Tasche bekommen und das SUP nur ohne Luftpumpe gerade so in den Rucksack passt, ist ja letztendlich auch egal!

Zeltaufbauen muss gelernt sein

Angekommen am Campingplatz Nordufer in Mardorf, direkt am Steinhuder Meer, suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen auf einer Wiese unter Bäumen. Drei Einparkversuche dauert es, bis wir das Auto perfekt ausgerichtet haben. Schließlich soll es nicht zu nah am Gebüsch sein, nicht zu weit weg von der Stromversorgung und auch bloß nicht zu nah am Wohnmobil rechts von uns und der Zeltlandschaft samt Kühlwagen, Küchen- und Partyzelt links von uns – es grenzt schon fast an Glamping! Später stellt sich raus: Wir nächtigen neben wahren Camping-Profis, die jedes Jahr zwei Wochen ihres Sommerurlaubs in Mardorf verbringen.

Nachdem wir uns sorgfältig mit Autan eingesprüht und somit jegliche Insekten fern gehalten haben, stehen wir vor der größten Herausforderung des gesamten Camping-Abenteuers: Das Zelt aufbauen – unser sogenanntes Lager. Hier sollen nicht nur unsere Taschen und SUPs die Nacht verbringen, wir wollen es auch als Umkleidekabine nutzen. Laut Anleitung ist dieses Zelt kein Hexenwerk. Nachdem wir die Stangen jedoch mehrmals falsch zusammengesteckt haben, trauen wir uns endlich, die Glamper zu fragen – peinlich! Aber viele Hände, schnelles Ende: Das Zelt steht kurz nach Einbruch der Dunkelheit.

So gemütlich ist Camping am Steinhuder Meer im Autozelt

De Campingplatz Nordufer liegt direkt am Steinhuder Meer. Hier nächtigen nicht nur Dauercamper, sondern auch Urlauber in Wohnwagen, Wohnmobilen, Zelten und Campern, die nur ein paar Tage oder Wochen bleiben.
De Campingplatz Nordufer liegt direkt am Steinhuder Meer. Hier nächtigen nicht nur Dauercamper, sondern auch Urlauber in Wohnwagen, Wohnmobilen, Zelten und Campern, die nur ein paar Tage oder Wochen bleiben. © Celine Wolff | Celine Wolff
Neben dem Auto, in dem wir geschlafen haben, haben wir ein zweites Zelt aufgebaut. Hier konnten wir uns nicht nur umziehen, sondern auch unser ganzes Gepäck lagern. 
Neben dem Auto, in dem wir geschlafen haben, haben wir ein zweites Zelt aufgebaut. Hier konnten wir uns nicht nur umziehen, sondern auch unser ganzes Gepäck lagern.  © Celine Wolff | Celine Wolff
Viele Touristinnen und Touristen haben sich ein schattiges Plätzchen unter den Bäumen geholt. Vor Bettenwechsel stehen hier Zelte, Wohnwagen und Wohnmobile durcheinander - eine wahre Camping-Landschaft.
Viele Touristinnen und Touristen haben sich ein schattiges Plätzchen unter den Bäumen geholt. Vor Bettenwechsel stehen hier Zelte, Wohnwagen und Wohnmobile durcheinander - eine wahre Camping-Landschaft. © Celine Wolff | Celine Wolff
Mit Lichterketten, Haribo Pico Balla, Chips und kühlen Getränken haben wir den Film
Mit Lichterketten, Haribo Pico Balla, Chips und kühlen Getränken haben wir den Film "Purple Hearts" auf Netflix geguckt.  © Celine Wolff | Celine Wolff
Mehrmals den Kopf gestoßen, aber trotzdem gemütlich: Luftmatratze, Kissen und Schlafsack sowie Decke - mehr brauchten wir nicht, um eine gemütliche Nacht im Auto zu verbringen.
Mehrmals den Kopf gestoßen, aber trotzdem gemütlich: Luftmatratze, Kissen und Schlafsack sowie Decke - mehr brauchten wir nicht, um eine gemütliche Nacht im Auto zu verbringen. © Celine Wolff | Celine Wolff
Am Sonntag gab es Frühstück am Strand mit Blick auf das Steinhuder Meer.
Am Sonntag gab es Frühstück am Strand mit Blick auf das Steinhuder Meer. © Celine Wolff | Celine Wolff
Das Camping-Abenteuer haben wir mit einer Pizza am Steg beendet.
Das Camping-Abenteuer haben wir mit einer Pizza am Steg beendet. © Celine Wolff | Celine Wolff
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Die beste Erfindung für Outdoor-Spaß: So funktioniert ein Autozelt

Schnell noch das Autozelt aufspannen – dauert nur fünf Minuten und gehört meiner Meinung nach zu den besten Outdoor-Erfindungen – Luftmatratze aufblasen und den Schlafsack zurechtlegen. Auch wenn wir im richtigen Zelt schlafen könnten: Das Abenteuer, eine Nacht im Auto zu schlafen, wollen wir uns nicht nehmen lassen. Für diejenigen, die kein Autozelt kennen: Die „Plane“ spannt man über das Heck des Autos. Der Kofferraum ist dabei geöffnet. Damit auch alles hält, werden Gummis und Haken an Felgen und Außenspiegel befestigt. So bleiben ungewünschte „Zeltbesucher“ draußen.

Der Spaß kann losgehen

Eingekuschelt in Jogginghose und dicken Pullover, eingenistet in den Schlafsack und der Netflixabend kann starten. Auf dem Bauch liegend schauen wir bei einer Kiezmische, einer Tüte Chips und Haribo Pico-Balla den neuesten Netflix-Film „Purple Hearts“. Ich war lange nicht mehr so von einem Film gefesselt. Liegt vielleicht auch daran, dass das Handy an diesem Wochenende komplett Nebensache ist und nur für Erinnerungs-Schnappschüsse herausgeholt wird. Im Wohnwagen neben uns gehen bereits die Lichter aus, das Pärchen im tarnfarbenden Exkursionsmobil geht auch schon schlafen und die Hasen kriechen aus ihren Verstecken hervor – was für eine herrliche Idylle! Der Campingplatz verwandelt sich in eine nächtliche Oase unter hohen Bäumen. Kalt ist es nicht, laut auch nicht. Nur ein paar Flugzeuge, die den Flughafen Hannover ansteuern, sind zu hören.

Sie haben Lust auf mehr Outdoor-Themen? Dann hören Sie in „Draussen“, unserem Outdoor-Podcast rein!

Gemütliche Camping-Nacht im Autozelt: Der Morgen danach

Ich schaue das erste Mal um 9.30 Uhr auf meine Uhr. Es ist schon hell, die ersten Camper haben den Platz bereits verlassen, Bettenwechsel. Den haben wir offensichtlich verschlafen. Habe ich tatsächlich so lange gepennt? In einem Auto? Ohne Rücken- oder Kopfschmerzen? Nach einem kurzen Abstecher in die Waschräume kuschele ich mich wieder in meinen Schlafsack. Mein Plan ist eigentlich, nur noch ein wenig zu chillen – um 11.30 Uhr wache ich dann schließlich auf. Was für eine gemütliche und vor allem gelungene Camping-Nacht.

Ausgeruht und tiefenentspannt – auch wenn ich mir bereits öfter den Kopf am Autodach gestoßen habe – starten wir den Tag mit einem Frühstück am Strand mit Blick auf das Steinhuder Meer. Ganz ungestört sind wir nicht, die Wespen riechen nicht nur das Käsebrötchen und den Eistee, auch das Nutella-Croissant scheint sie, zu begeistern. Also flüchten wir mit unseren SUPs aufs Wasser. Eine Dose Radler, gute Gespräche und lange Meter später neigt sich der Tag bereits dem Ende zu. Zeit vergeht einfach viel zu schnell, wenn es am schönsten ist.

Jetzt heißt es: Zelte abbauen, Auto vollladen und Richtung Heimat düsen. Unser 24-stündiges Abenteuer lassen wir mit einer Pizza am Steg ausklingen. Das ist definitiv nicht unsere letzte Nacht im Autozelt gewesen. Das nächste Mal reisen wir nur schon vormittags an, damit wir noch mehr vom Campingplatz-Flair miterleben dürfen.