Salzgitter. 52 Frauen und 54 Kinder hat das Frauenhaus Salzgitter 2019 aufgenommen. Kinder leiden unter der Situation.

Trübe fallen die Strahlen der Spätherbstsonne auf den kleinen Spielplatz im Innenhof. Die Brettschaukel wippt einsam im Wind. Auch die Rutsche und das hölzerne Pferd stehen verlassen da. Kein Kind spielt im Hof – aber nur so waren die Fotos möglich, denn im Frauenhaus Salzgitter herrscht strengster Schutz für die Bewohnerinnen.

Doch sind es längst nicht nur Frauen, die vor dem gewalttätigen Ehegatten und Lebenspartner aus der Wohnung fliehen, oftmals nur mit wenigen Dingen, die sie tragen können. Der triste Spielplatz verdeutlicht: Viele von ihnen haben Kinder dabei.

Der Spielplatz des Frauenhauses soll renoviert werden

Das kleine Haus in Salzgitter bietet zehn Frauen gleichzeitig Obhut und Zuflucht. 2019 wurden über das Jahr 52 Frauen und 54 Kinder aufgenommen, ähnliche Zahlen belegen auch die Aufnahmen im Corona-Jahr 2020. Die Fallzahlen sind während der Corona-Pandemie nicht gestiegen, aber Einrichtungsleiterin Andrea Meyer geht davon aus, dass die Dunkelziffer sehr hoch ist. Angst vor Jobverlust, längerfristige Geldknappheit und die Enge der Wohnung, ohne Möglichkeiten sich aus dem Weg zu gehen, seien häufige Auslöser für Gewalt. Doch sei längst nicht jede Frau in der Lage, den entscheidenden Schritt zu tun und die eigene Wohnung zu verlassen. Der körperlichen Gewalt gehen häufig psychische Demütigungen voraus. Die Frauen fühlen sich unsicher und sind häufig emotional oder finanziell abhängig. Auch hat nicht jede Frau eine gute Freundin oder die Mutter in der Nähe wohnen, zu der sie flüchten kann. Noch dramatischer erscheint dieser Schritt, wenn sie Kinder zu versorgen hat.

Mit den Spenden, die das Frauenhaus Salzgitter durch das „Goldene Herz“ bekommen kann, soll der triste und überalterte Spielplatz auf dem Innenhof der Einrichtung in eine kinderfreundliche und zeitgemäße Abenteuerlandschaft verwandelt werden. „Uns schwebt da ein großes Klettergerüst aus Holz vor“, erklärt Meyer beim Gang durch den Innenhof.

Frauenhaus Salzgitter wurde 1977 gegründet

Seit Dezember 2018 leitet die Sozialarbeiterin das Frauenhaus Salzgitter, das sich seit nunmehr acht Jahren in der Trägerschaft der AWO Salzgitter befindet. Ein Telefon- und Emailkontakt findet sich auf deren Homepage, aber der Ort ist ein gut gehütetes Geheimnis.

Gegründet wurde die Einrichtung 1977, unter großer Mitwirkung der Ratsfrau Angelika Stramiello. Warum gerade 1977? „In jenem Jahr liegt der Beginn der Frauenrechte. Bis 1977 durfte die Frau beispielsweise gar nicht arbeiten gehen, wenn der Mann das nicht wollte. Bis dahin musste er ihren Arbeitsvertrag mit unterschreiben. Das wäre heute unvorstellbar,“ erklärte Andrea Meyer. Die Frauenrechte bekamen immer mehr Bedeutung, wobei es bis zur Einführung des strafrechtlichen Tatbestands, der „Vergewaltigung in der Ehe“, noch ein weiter Weg war. Andrea Meyer studierte nicht nur Sozialarbeit, sondern machte auch ihren Master in Kriminologie und Kriminalprävention. Schon damals war ihr „Häusliche Gewalt“ ein wichtiges Thema und damit verbunden vornehmlich die Arbeit mit Mädchen und jungen Frauen.

Die heute 44-jährige steht im Thema, wenn Frauen in ihrer Einrichtung um Hilfe bitten. Manche suchen telefonischen Kontakt, andere kommen über Beratungsstellen. Auch werden freie Plätze durch die Polizei angefragt, wenn es darum geht, die Frauen vor dem gewalttätigen Partner in Sicherheit zu bringen. Die Leidtragenden sind dabei auch immer die Kinder.

Frauen sollen Selbstbewusstsein wiedererlangen

Im Frauenhaus Salzgitter finden die Frauen Schutz, Hilfe und Beratung. Sie können zu sich selber finden und Kraft tanken, um ihr Leben selber in die Hand zu nehmen. „Wir beraten und vermitteln zu den Behörden, Beratungsstellen und Ämtern und begleiten die Frauen solange, bis sie sich sicher fühlen. Auch vermitteln wir in Frauenhäuser anderer Städte zur Sicherheit der Frauen. Unser Ziel ist es, die betroffenen Frauen zu stabilisieren, damit sie ihr Selbstbewusstsein wiedererlangen und ein selbstbestimmtes Leben führen können. Und auch die Kinder müssen die oftmals traumatischen Erlebnisse verarbeiten“, beschreibt Meyer ihre Arbeit. Gerade die Betreuung der Kinder, die unter der erlebten Gewalt leiden, sei eine wichtige Aufgabe. Manche Kinder zeigen plötzlich Verhaltensauffälligkeiten in der Schule, haben Schlaf- und Konzentrationsprobleme.

Der Aufenthalt im Frauenhaus beträgt in der Regel zwischen drei und fünf Monaten. Manchmal aber auch nur ein paar Tage. Auch Aussprachen und Paargespräche werden nicht von vornherein ausgeschlossen. Gewalttätige Partner, die bereit sind etwas zu ändern, können zur Täterberatung weiterverwiesen werden. Diesbezüglich hat sich auch die Denkweise in der Sozialarbeit geändert: „Hieß es früher, die Gewalt kann nur beendet werden, wenn die Beziehung beendet wird, sehen wir es heute anders: Zumindest eine Option ist es, die Gewalt zu beenden und die Beziehung zu erhalten, wenn Frau dies wünscht!“

So können Sie mit Ihrer Spende helfen

Spenden sind möglich auf das Konto der Aktion unter dem Stichwort „Das Goldene Herz“. Alle Spenden kommen ohne Verwaltungsaufwand den Projekten zugute. Einzahlungen bei allen Banken und Sparkassen auf das Spendenkonto des Paritätischen Braunschweig bei der Braunschweigischen Landessparkasse:

IBAN: DE53 25050000 0000300616

BIC: NOLADE2HXXX

Geben Sie auf Ihrer Überweisung Ihre Anschrift für eine Spendenquittung an. Bis 200,- Euro gilt der Überweisungsträger als Quittung. Die Namen der Spender veröffentlichen wir in unserer Zeitung auf der Leser-Seite. Wer das nicht möchte, schreibt bitte zusätzlich in den Verwendungszweck das Wort „Anonym“.