Gifhorn. Spenden Sie für die Projekte der 30 Ehrenamtlichen im Christinenstift Gifhorn: ein Theaterstück, ein Tandem und einen Rollstuhl.

Ortrud Camehl kommt mit vollen Händen und einem Lächeln auf den Lippen aus der Küche in den Wintergarten voller Tische und Stühle. „Was darf es denn sein, mein Herr?“, fragt sie den Mann, der allein an einem der runden Tische sitzt. „Aha, ein Malzbier und ein Würstchen mit Kartoffelsalat“, merkt sie sich und kommt wenige Augenblicke mit dem Gewünschten zurück. Camehl ist eine von rund 30 Ehrenamtlichen, die im Gifhorner Christinenstift helfen, im Alten- und Pflegeheim der Diakonie Kästorf – heute bewirtet sie die Bewohner zur Kaffeezeit.

Am Nachbartisch sitzen zwei Damen, eine hat ihre Schwiegertochter zu Besuch. Camehl bahnt sich geschickt den Weg zwischen den Rollatoren. „Einen Kaffee, einen Cappuccino? Bringe ich Ihnen gern.“ Die meisten Helfer kommen alle ein bis zwei Wochen, Camehl ist jede Woche da. „Seit eineinhalb Jahren mache ich das“, erzählt sie, „und ich mache das gern. Am meisten Spaß macht es mir, mit anderen Menschen zusammenzukommen. Manche kennt man ja noch von früher“, sagt sie und lacht.

Als Camehl in Rente ging, wollte sie weiterhin etwas zu tun haben. Deshalb habe sie im Christinenstift angerufen. Den kannte sie schon gut, denn ihre Tante hatte dort zwölf Jahre ihres Lebens verbracht. Dann fragt sie in die Runde: „Wer möchte noch ein Lachsbrötchen? Mit oder ohne Meerrettich?“

Antje Fischer, die Leiterin der Sozialbetreuung, ist froh über die Ehrenamtlichen. Und die seien nicht nur zur Kaffeezeit aktiv: „Wir sind sehr breit aufgestellt“, sagt Fischer, „wir haben zum Beispiel jemanden, der immer Akkordeon spielt.“ Auch sehr beliebt: „Zwei Ehrenamtliche grillen für die Herren.“ Und ein junges Mädchen sei immer dann da, wenn Klavier gespielt wird – sie hilft dann beim Umblättern der Liederbücher. Andere wiederum spielen und reden mit den Bewohnern, unternehmen Spaziergänge und kleine Ausflüge, sind in der Einzelbetreuung der Bewohner tätig.

Demenzerkrankungen in allen Entwicklungsstadien sind allgegenwärtig im Christinenstift. „Wir haben permanent mit Menschen zu tun, die nicht ganz sortiert sind“, so die Sozialbetreuungsleiterin. Meistens fange es damit an, dass ihnen Namen nicht mehr einfielen. Irgendwann wüssten sie nicht mehr, wo ihr Zimmer ist. Just in diesem Moment fragt einer der Wintergartengäste: „Sagen Sie, welcher Tag ist heute?“ Fischer nickt dem Reporter zu und antwortet höflich: „Heute ist Mittwoch.“ Am schlimmsten sei die Übergangszeit, sagt Fischer: „Wenn die Menschen merken, wie ihnen langsam das Leben entgleitet.“

Um dieses Thema geht es auch in einem Theaterstück, das sich Fischer kürzlich in Wolfsburg angeschaut hat – das möchte sie gern mit der finanziellen Unterstützung aus der Aktion unserer Zeitung für die ehrenamtlichen Helfer auch nach Gifhorn holen. Es ist ein Rollenspiel um eine demente Mutter und ihre Tochter. „Es ist wichtig, sich mal in die anderen hineinzuversetzen. Man sieht, was in den Menschen passiert, was in den Angehörigen, wie verzweifelt sie sind.“

Ein weiterer Wunsch ist eine Art Tandem-E-Bike, mit dem auch Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit Fahrrad fahren können. Somit wären mit den Ehrenamtlichen nicht nicht nur Spaziergänge möglich, sondern auch kleine Radtouren. „So ein Rad wäre für uns allein unerschwinglich“, sagt Fischer. Zudem würde ein spezieller Pflegerollstuhl helfen. Er würde es auch bettlägerigen Bewohnern ermöglichen, mal aus dem Zimmer herauszukommen. Sie könnten damit sogar einen Spaziergänger begleiten.