Lebenstedt. In dem Pflegeheim wohnen Menschen mit Demenz. Die Pflegedienstleitung wünscht sich einen Klangschaukelstuhl für eine spezielle Therapie.

Valentina Büssow streicht dem alten Mann mit der Hand über die Wange. „Geht es Ihnen gut?“, fragt sie. Der Mann lächelt sie an. Büssow nimmt ihn in den Arm. „Haben Sie schon zu Mittag gegessen?“ fragt sie. Im Haus Amalia ist Mittagessenszeit und in den Wohnbereichen duftet es nach Essen.

Büssow ist die Pflegedienstleiterin des Hauses im Herzen von Lebenstedt. In dem gerontopsychiatrischen Pflegeheim leben Menschen mit psychischen Erkrankungen, etwa Depressionen, Suchterkrankungen und Demenz. Auf drei Etagen wohnen hier 77 Menschen in Wohngemeinschaften zusammen. „Dabei ist uns besonders wichtig, die Freiheiten der Bewohner zu erhalten“, sagt Büssow. Im Erdgeschoss etwa sind die Bewohner noch sehr aktiv und können sich weitestgehend frei in ihrem Wohnbereich bewegen. Im zweiten Stock hingegen sind die Bewohner an einen Rollstuhl oder das Bett gebunden. „Wir halten die Mobilität aber aufrecht. Alle Betten können auch verschoben werden, auch in den Garten oder auf den Balkon. Hier wird niemand fixiert“, sagt Büssow.

Die Gemeinschaftsräume sind wie große Wohnzimmer eingerichtet mit Sofas und Sesseln, auf einer Etage auch einem kleinen Schminktisch. An der Eingangstür ist die „Hausunordnung“ zu finden. Darauf stehen „Regeln“ wie: Die Bewohner dürfen hier mit dem Fingern essen. Oder: Die Bewohner dürfen wann sie wollen ein Nickerchen machen. „Das ist ihr zuhause. Sie dürfen hier so wohnen, wie sie sich wohl fühlen“, sagt Büssow. „Wir holen sie ab und bieten ihnen Sachen an, helfen, wo wir können. Aber wir sind hier ihre Gäste. Wir klopfen an und fragen nach statt zu bestimmen.“

Rund 100 Mitarbeiter kümmern sich im Haus Amalia um die Bewohner, darunter Pflegepersonal, Präsenzkräfte, Betreuer, und Therapeuten. Das Pflegeheim arbeitet Neurologen aus dem Klinikum zusammen. Für die Bewohner wünscht sich Valentina Büssow eine Musiktherapie mit einem besonderen Klangschaukelstuhl. Dieser ist so aufgebaut, dass an der Lehne Saiten angebracht sind, die, wenn sie gezupft werden, einen Klang von sich geben und den Stuhl vibrieren lassen. „Man spürt die Musik am ganzen Körper“, erklärt Büssow. „Wir haben das selbst ausprobiert und das Gefühl ist wirklich wunderbar.“ Durch die Musik, die Vibration und das Schaukeln können die Bewohner, die häufig einen großen Bewegungsdrang haben, zur Ruhe kommen und von ihren Schmerzen abgelenkt werden. „Bei einer Krankheit wie Demenz geht das Körpergefühl verloren“, so Büssow. „Die Therapie bringt den Bewohnern ein Stück Körperwahrnehmung zurück.“

Ein zweiter Wunsch ist ein sogenanntes mobiles Hochbeet. „Unsere Bewohner, die nur noch im Bett liegen können, haben nicht die Möglichkeit, in den Garten zu gehen.“ Die mobilen Beeten können in die Zimmer gefahren werden und die Bewohner vom Bett aus Kräuter pflanzen.