Wiesbaden. Noch nie lebten so viele Menschen mit ausländischen Wurzeln in Deutschland wie derzeit. Niedersachsen liegt allerdings unter dem Schnitt.

Noch nie hatten so viele Menschen in Deutschland ausländische Wurzeln. Die Zahl der Migranten hat 2016 zum fünften Mal in Folge einen Höchststand erreicht. Im Vergleich zum Vorjahr ist sie um 8,5 Prozent gestiegen – so stark wie noch nie seit Beginn der Erhebungen des Statistischen Bundesamtes 2005.

Auf Basis des Mikrozensus, einer jährlichen, stichprobenartigen und repräsentativen Haushaltsbefragung der Behörde, hatten rund 18,6 Millionen Menschen in Deutschland im Jahr 2016 einen Migrationshintergrund. Der Grund liegt auf der Hand: die hohe Zahl von Zuwanderern aus der EU und von Flüchtlingen.

Menschen „mit Migrationshintergrund“ sind nicht nur Ausländer, Eingebürgerte, Aussiedler, sondern auch als Deutsche geborene Kinder (nicht: Enkel) dieser Gruppen. Sogar etwas mehr als die Hälfte der Gruppe „mit Migrationshintergrund“ haben einen deutschen Pass, die meisten von ihnen schon seit ihrer Geburt.

Die meisten Menschen mit Migrationshintergrund leben im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen (fast 4,9 Millionen). An zweiter Stelle steht Baden-Württemberg (fast 3,3 Millionen). Am wenigsten Menschen mit ausländischen Wurzeln finden sich in Mecklenburg-Vorpommern (102 000), Thüringen (131 000) und Sachsen-Anhalt (140 000). Unsere Region liegt mit einem Migrationsanteil zwischen 20 und 24 Prozent im Mittelfeld. Einen Spitzenwert nimmt sie dagegen ein, was den Zuzug von Migranten angeht. Diesbezüglich gab es im vergangenen Jahr einen Anstieg von bis zu zwei Prozent.

Die Türkei ist noch immer das Herkunftsland Nummer eins. Inzwischen haben aber auch 2,3 Millionen Menschen in Deutschland Wurzeln im Nahen und Mittleren Osten. Die Zahl der Menschen afrikanischer Herkunft wuchs im gleichen Zeitraum um 46 Prozent auf etwa 740 000 Menschen. Unterschiede zwischen den Einwohnern Deutschlands mit und ohne Migrationshintergrund werden beim Bildungsstand ersichtlich: Menschen mit ausländischen Wurzeln im Alter von 25 bis 34 Jahren haben häufiger keinen Schul- oder Berufsabschluss als Gleichaltrige. Abitur und akademische Abschlüsse sind in beiden Gruppen gleich häufig.

Die Bildung sieht auch Bevölkerungsforscher Reiner Klingholz als größtes Problem bei der Integration. „Viele von den jungen Menschen müssen erstmal die Schule nachholen. Das braucht Zeit und Geduld. Auch bei den Zuwanderern. Und die haben sie nicht immer, weil sie erstmal Geld verdienen wollen“, sagt er unserer Zeitung. Die Integration von Zuwanderern in den Arbeitsmarkt bleibe die größte Herausforderung der Migration und vor allem abhängig vom Arbeitsmarkt.