Braunschweig. Der aktuelle Grippe-Erreger trifft besonders Menschen mittleren Alters.

Die Zahlen des Landesgesundheitsamts (LGA) belegen: Die Grippewelle steuert auf ihren Höhepunkt zu. Das Amt erhebt wöchentlich den Stand an „akuten respiratorischen Erkrankungen“ (ARE), also Atemwegsinfekten wie Grippe (Influenza) und Erkältungen. Demnach waren in der siebten Kalenderwoche 4404 Kinder in den vom Amt überwachten Kindertagesstätten an ARE erkrankt – das entspricht 15 Prozent der betreuten Kinder.

Es ist der bisher höchste ARE-Krankenstand in diesem Jahr; in der vergangenen Woche waren 14 Prozent der Kinder krank. Im vergangenen Jahr lag der Höhepunkt mit 17 Prozent in der neunten Kalenderwoche. Die Zahlen könnten also noch steigen.

In mehr als einem Drittel der in Arztpraxen in ganz Niedersachsen durchgeführten virologischen Untersuchungen konnten Influenza-Viren nachgewiesen werden. Insgesamt entfielen dabei während der aktuellen Grippesaison 75 Prozent der Nachweise auf eine Variante des Influenza-Subtyps H1N1, der 2009 als „Schweinegrippe“ eine Pandemie auslöste.

„Inzwischen ist diese Bezeichnung aber nicht mehr sinnvoll, denn der Virusstamm wird mittlerweile hauptsächlich von Mensch zu Mensch übertragen“, sagt Professor Gérard Krause vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig.

Das besondere an diesem Virenstamm ist, dass er nicht wie bei Grippe üblich vor allem für Kinder und alte Menschen gefährlich ist: „Die aktuelle Grippewelle trifft nach ersten Erkenntnissen Menschen mittlerer Altersgruppen, also Menschen zwischen 15 und 59 Jahren, häufiger und schwerer, als bei Grippewellen, die von anderen Virusstämmen dominiert werden“, erklärt Krause.

Grund dafür sei vermutlich, dass diese Altersgruppe noch nicht so viele Gelegenheiten hatte, eine Immunität gegen den Virusstamm zu entwickeln. „Personen mittleren Alters hatten vielleicht einfach noch keinen Kontakt mit einem Virusstamm, der dem aktuellen ähnlich ist. Deshalb sind sie schlechter geschützt als ältere Menschen, die einer ähnlichen Variante des Virus bereits begegnet sind“, sagt Professor Carlos A. Guzmán vom HZI.

Zwei Influenza-Todesfälle sind bisher nach LGA-Angaben durch Labore bestätigt. Diese Erkrankungen führten aber häufig nicht unmittelbar, sondern in Verbindung mit anderen Grunderkrankungen zum Tode.