Wolfenbüttel. Bei der Freiwilligen-Agentur Wolfenbüttel arbeitet Andreas Molau. Er war Kandidat der NPD. Mit uns spricht er über seinen Ausstieg aus der Szene.

Der ehemalige NPD-Funktionär Andreas Molau rät von einem NPD-Verbotsverfahren ab: „Die Partei erledigt sich von selbst“, sagte der Wolfenbütteler gestern. Und: „Man kann eine Partei verbieten, aber die Menschen nicht.“

Heute stimmt der Bundestag darüber ab, ob er einen eigenen NPD-Verbotsantrag stellt, wozu sich der Bundesrat bereits entschlossen hat. Die schwarz-gelbe Mehrheit sprach sich aber bereits gegen eine eigene Initiative aus.

Molau hat eine überraschende Wandlung durchgemacht: Der 45-Jährige war unter anderem Spitzenkandidat der NPD bei der niedersächsischen Landtagswahl 2008 – jetzt nutzt er das Ausstiegsprogramm des niedersächsischen Verfassungsschutzes. Der einstige Rechtsextreme arbeitet bei der Freiwilligenagentur in Wolfenbüttel eng mit jungen Erwachsenen aus Einwandererfamilien zusammen. Sie bereiten ein Fest vor, bei dem sich Menschen mit und ohne Behinderung näherkommen. Nach Bekanntwerden seines Ausstiegs wurde Molau im Internet bedroht. Dennoch sagt er: „Es ist besser, sich mit den Leuten auseinanderzusetzen. Nach einem Verbot gehen die zu einer anderen Organisation, und das Problem bleibt das Gleiche.“

Molau erlebt, wie schwer ein Ausstieg aus der Szene ist. Sobald er mögliche Arbeitgeber über seine Vorgeschichte informiert, blocken diese ab. Wenn die Gesellschaft bereit sei, Menschen wie ihm die Rückkehr zu ermöglichen, werde die NPD noch größere Probleme bekommen, sagt er: „In der NPD gibt es viele, die da nicht hingehören – man könnte sie da rausholen, wenn man ihnen eine Perspektive eröffnet. Mich brachten gerade die zum Umdenken, die noch mit mir geredet haben.“

Der Verfassungsschutz versucht über sein Ausstiegsprogramm, weitere Rechte zum Absprung zu bewegen. Astrid Hunke-Eggeling von der Freiwilligenagentur sagt: „Bei uns bekommt jeder eine Chance.“

Der Zentralrat der Juden kritisierte gestern die Entscheidung der Unionsfraktion, einen eigenen NPD-Verbotsantrag im Bundestag abzulehnen. In Hannover stellte Innenminister Boris Pistorius (SPD) den niedersächsischen Verfassungsschutzbericht vor.

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