Wolfenbüttel. Der Außenminister sucht in Wolfenbüttel den Schulterschluss mit seinem Amtskollegen.

Weltpolitik in Wolfenbüttel: Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) und sein katarischer Amtskollege Mohammed bin Abdulrahman Al Thani haben am Freitagmorgen versucht, die Krise in der Golfregion zu entspannen. Gabriel sprach in der Herzog-August-Bibliothek von der „Stunde der Diplomatie“. Katar sei bereit zu Verhandlungen mit seinen Widersachern, sagte Scheich Al Thani. „Wir sehen den Dialog als erste Wahl – es gibt keine Alternative.“

Gabriel warnte vor einer Verschärfung des Konflikts. „Die internationale Staatengemeinschaft und auch Deutschland machen sich große Sorgen über das, was dort passiert.“ Gabriel rief nach dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen und der Luft- und See-Blockade durch die Nachbarländer Katars zu Gesprächen auf. Die Staaten werfen Katar, immerhin auch drittgrößter Anteilseigner bei VW, die Unterstützung von Terrororganisationen und Nähe zum schiitischen Iran vor. Den Iran betrachtet vor allem das sunnitische Saudi-Arabien als Rivalen.

Gabriel zog angesichts der Sprachlosigkeit unter den Golf-Staaten einen Vergleich zur Lage vor dem Ersten Weltkrieg in Europa. Damals sei man im „Schlafwagen in den Krieg hineingefahren“.

Saudi-Arabien, Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate und Ägypten hatten in der Nacht zuvor 59 Personen und zwölf Organisationen mit angeblichen Verbindungen zu Katar auf eine „Terrorliste“ gesetzt. Sie alle würden von dem Golf-Emirat finanziert oder seien dort ansässig und hätten Kontakte zu Terroristen, erklärten sie. Um diese Liste ging es auch im Gespräch zwischen Gabriel und Al Thani. Der Scheich wies die Vorwürfe zurück. Die meisten der genannten Personen seien noch nie in Katar gewesen.

Der katarische Außenminister kritisierte das Vorgehen der Nachbarstaaten. Sie würden sein Land, das Mitglied des Golfkooperationsrates ist, wie eine feindliche Nation behandeln. „Das kommt einer Sammelbestrafung gleich.“

Es war der erste Auslandsbesuch Al Thanis seit Beginn der Krise. Er dankte für den „mutigen Beistand Deutschlands“.