Berlin. Die Renten steigen. Lesen Sie hier, was sich zum 1. Juli ändert, wer wie profitiert und wer vom kräftigen Rentenplus nicht spüren wird.

Zum 1. Juli ist es so weit: 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner in Deutschland erhalten mehr Geld. Die wichtigsten Punkte:

  • eine deutliche Erhöhung;
  • ausgerechnet die ärmeren alten Menschen, die so genannten Aufstocker, haben nicht mehr Geld im Portemonnaie;
  • Ruheständler im Osten werden mit den Rentnern in den alten Bundesländern gleichgestellt.

Um wie viel steigt die Rente?

Im Westen um 4,39 Prozent, im Osten um 5,86 Prozent. Das gilt entsprechend auch für die Erwerbsminderungsrenten sowie für Witwen und Witwer. Die Renten folgen den Löhnen, die stark gestiegen sind. Trotz schwacher Konjunktur hat sich der Arbeitsmarkt als robust erwiesen.

Was gilt für Rentner im Osten?

Fortan gilt im gesamten Bundesgebiet ein gleich hoher Rentenwert. Für einen Rentenpunkt gibt es erstmals seit der Deutschen Einheit einen einheitlichen Betrag: 37,60 Euro. Verdient ein Arbeitnehmer in einem Jahr genau so viel wie der Durchschnitt der Beschäftigten, schreibt ihm die Rentenversicherung einen Rentenpunkt gut. Bei Abweichungen nach oben oder unten gibt es entsprechend mehr oder weniger als einen Punkt. Die Höhe der Altersrente bemisst sich an der Summe der Rentenpunkte, die ein Beschäftigter während seiner Berufstätigkeit ansammelt.

Reicht die Rentenerhöhung aus, um die Inflation auszugleichen?

Nein. Die Preise steigen immer noch schneller als die Renten – so wie im Vorjahr, als Russlands Angriff auf die Ukraine die Teuerung dramatisch beschleunigte. Für 2023 rechnen Fachleute mit einer Inflationsrate von rund sechs Prozent. Besonders heftig ist nach wie vor der Preisanstieg bei Lebensmitteln. Bei Energie hat sich der Auftrieb hingegen abgeschwächt.

Zur Jahresmitte gibt es einen kräftigen Zuschlag für Ruheständler. Allerdings hat die geplante Rentenerhöhung zwei Haken.
Zur Jahresmitte gibt es einen kräftigen Zuschlag für Ruheständler. Allerdings hat die geplante Rentenerhöhung zwei Haken. © Goodboy Picture Company/iStock

Kommt jeder Ruheständler in den Genuss der Rentenerhöhung?

Im Prinzip ja. Es gibt jedoch zahlreiche Rentner, die ab Juli jeden Monat unterm Strich genau so viel Geld bekommen wie bisher: So genannte Aufstocker. Das sind Menschen, deren Altersbezüge so gering sind, dass sie ergänzend Hilfe vom Sozialamt benötigen. Sie erhalten neben ihrer Rente "Grundsicherung im Alter". Diese Leistung wird aus Steuermitteln bezahlt und dient dazu, das soziokulturelle Existenzminimum zu gewährleisten, wenn das eigene Einkommen nicht ausreicht.

Zwar steigt bei dieser Gruppe die Rente, im gleichen Maße wird indes die Grundsicherung reduziert. „Wird das Einkommen und damit auch die Rente höher, sinkt gleichzeitig der Bedarf an aufstockender Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung“, bestätigt Sozialminister Hubertus Heil (SPD).

Wie viele Rentner erhalten Grundsicherung?

Im Dezember 2022 gab es hierzulande rund 660.000 Menschen im Rentenalter, die Grundsicherung bezogen. Das waren knapp 70.000 Personen oder rund zwölf Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Wobei nicht nur ältere Menschen mit schmaler Rente berechtigt sind, sondern zum zum Beispiel auch Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine im Rentenalter. Der Regelsatz in der Grundsicherung beträgt für Alleinstehende 502 Euro pro Monat zuzüglich der Kosten für die Unterkunft.

Warum kommt die Erhöhung bei armen Senioren nicht an?

Das Ministerium weist darauf hin, dass die Gesamteinkommen von aufstockenden Rentnerinnen und Rentnern stiegen: „So werden die zur Zeit deutlich ansteigenden Aufwendungen für Unterkunft und Heizung unmittelbar berücksichtigt, soweit diese angemessen sind.“ Auch würden die Regelsätze stets zum 1. Januar der Entwicklung der Löhne und Verbraucherpreise angepasst. „Entsprechend wurde der Regelsatz für alleinlebende Erwachsene bereits zum 1. Januar 2023 von 449 Euro auf 502 Euro angehoben. Diese Erhöhung von circa 12 Prozent – die auch für zusammenlebende Paare gilt – übertraf die aktuelle Rentenanpassung zum 1. Juli 2023 und kam auch den Beziehern von Grundsicherung im Alter zugute.“

Zwei Senioren sitzen auf einer Bank. Die Renten in Deutschland steigen, allerdings nicht so schnell wie die Preise.
Zwei Senioren sitzen auf einer Bank. Die Renten in Deutschland steigen, allerdings nicht so schnell wie die Preise. © dpa | Sebastian Kahnert

Wie geht es weiter für die Rentner?

Der Rentenversicherungsbericht 2022 prognostiziert, dass die Altersbezüge bis 2036 im Schnitt jährlich um 2,6 Prozent steigen werden, insgesamt in diesem Zeitraum um rund 43 Prozent. Das durchschnittliche Jahresbruttoentgelt soll deutlicher steigen. Fazit: Rentenkürzungen sind zwar nicht zu erwarten, aber im Vergleich mit den Arbeitnehmern dürften sich die Rentner in ihrem Lebensstandard verschlechtern.