Ilsede. Die Ilseder Gleichstellungsbeauftragte Julia Kögler und das Ratsmitglied Stefanie Weigand fordern Gleichberechtigung in der Politik und im Beruf.

. „Halbe – halbe: Gleichberechtigung in der Politik und im Berufsleben“: Diese Forderung erhoben Julia Kögler, Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Ilsede, und Stefanie Weigand, Grünen-Mitglied im Ilseder Gemeinderat, anlässlich des Weltfrauentags. Während ihrer gemeinsamen Veranstaltung im Groß Ilseder Komed erinnerten sie, trotz des Frauenwahlrechts gebe es noch lange keine Gleichberechtigung beispielsweise in der Politik. „Im Ilseder Gemeinderat beträgt der Frauenanteil 10,5 Prozent“, rechnete Kögler vor: „Nur vier der 38 Sitze sind von Frauen besetzt.“

Dagegen sei zum Beispiel in Frankreich die Parität seit 2001 gesetzlich verankert: Dort müssten die Wahllisten der Parlamente paritätisch – also abwechselnd von Frauen und Männern – besetzt werden. „Dadurch konnte in fast allen Parlamenten ein Frauenanteil von 45 bis 48 Prozent erreicht werden“, beschrieb Julia Kögler und forderte ein solches Parität-Gesetz auch für Deutschland.

Die paritätische Besetzung aller Listenplätze haben laut Stefanie Weigand aktuell nur die Grünen ihren Statuten geregelt. „Fortschritte der Gleichberechtigung sind nicht in Stein gemeißelt, sondern werden wiederholt auf den Prüfstand gezerrt und müssen immer wieder von neuem verteidigt werden“, erinnerte die Groß Ilsederin. Bei der Veranstaltung schauten sich die Teilnehmerinnen einen Film zur Einführung des Frauenwahlrechts in der Schweiz an: Dort wurde das Wahlrecht für die Bürgerinnen erst 1971 per Volksabstimmung gesetzlich verankert. Durch die Errungenschaft des Wahlrechts hätten Frauen die Möglichkeit, bei der Abschaffung von Ungerechtigkeiten und der Umsetzung der Gleichberechtigung mitzuwirken.

In der Diskussionsrunde im Anschluss an den Film wurde deutlich, dass auch vor Ort noch einiges getan werden müsse in Sachen Gleichberechtigung. Julia Kögler: „Ein Großteil der Haus- und Pflegearbeit lastet immer noch auf Frauenschultern.“ Betreuungsangebote für Kleinkinder, Kindergartenkinder und Schulkinder seien ausbaufähig; die Auswahl an Teilzeitstellen im ländlichen Raum im erlernten Beruf seien begrenzt.

Gegründet hat sich der Ilseder Frauenstammtisch, der konstruktiv an der politischen und sozialen Diskussion teilnimmt – er findet vier mal im Jahr statt: am 23. Mai, 22. August und am 7. November jeweils ab 18.30 Uhr im kleinen Sitzungszimmer des Rathauses der Gemeinde Ilsede – jeder ist dazu willkommen. Zudem gibt es eine Veranstaltung zum Thema „Europawahl – Frauen wählen bunt“: Interessierte wenden sich an Julia Kögler unter j.kögler@ilsede.de per oder unter Telefon (05172) 411141.

Marleen Knust, Agraringenieurin und ausgebildete Equal-PayBeraterin des deutschen Landfrauenverbands, wies auf die Benachteiligung der Frauen im Berufsleben hin: „Frauen verdienen 21 Prozent weniger als Männer.“ Häufiges Arbeiten in Teilzeit, in niedrig bezahlten Berufen oder Branchen und das Fehlen in Führungspositionen seien Gründe für den gravierenden Lohnunterschied. „Frauen müssen bis zum 18. März eines Jahres arbeiten, um das gleiche Gehalt in der Tasche zu haben, das Männer bereits am 31. Dezember des Vorjahres erhalten haben“, brachte es Marleen Knust auf den Punkt. Auch die Berufswahl und lange Elternzeiten wirkten sich negativ auf die spätere eigene Altersabsicherung aus. Umso wichtiger sei es, dass der Weltfrauentag weiterhin als Anlass genommen werde, um öffentlich über Fortschritte, aber auch über die Ziele der Gleichberechtigung zu sprechen und auf Missstände aufmerksam zu machen.