Berlin. Die Welt der Archäologie steckt durch zahlreiche seltsame Fundstücke voller Rätsel. Wir stellen zehn davon vor.

Die Welt der Archäologie erklärt viele Dinge aus der Vergangenheit, hat aber noch nicht für alle Fundstücke eine Erklärung gefunden. Wir stellen zehn der größten archäologischen Rätsel vor, bei denen die Analyse der Artefakte immer noch läuft.

Die Schriftrollen vom Toten Meer

Die Schriftrollen vom Toten Meer wurden 1947 von Hirtenjungen in einer Höhle am Westufer des Sees im Westjordanland gefunden. In mehreren Tonkrügen waren insgesamt 1000 Schriftrollen verborgen. Deren Inhalt ist bis heute nicht vollständig entschlüsselt. Deshalb sind die auch Qumran-Schriften genannten Rollen häufig Gegenstand von Verschwörungstheorien.

Forscher haben herausgefunden, dass die Texte in der Zeit von 250 vor bis 40 nach Christus geschrieben wurden und ein wichtiges Zeugnis des antiken Judentums und der Urform des Christentums sind. So sollen auch die ältesten bekannten Abschriften der Bibel darunter sein. Die vollständige Analyse der Schriften ist noch weit davon entfernt, abgeschlossen zu sein. Und es ist Vorsicht geboten: 2018 flogen fünf der Fragmente als moderne Fälschungen auf.

Stonehenge

Stonehengeist eine legendäre archäologische Pilgerstätte im Süden Englands. Niemand weiß so genau, warum die mysteriösen, rund vier Meter hohen Steinkreise vor mehr als 5.000 Jahren gebaut wurden. Deshalb ranken sich zahllose Theorien um den Touristen-Hotspot, der jährlich von rund 1,5 Millionen Menschen besucht wird.

Alte Steine: Touristen besuchen das steinzeitliche Monument
Alte Steine: Touristen besuchen das steinzeitliche Monument "Stonehenge" im Süden Englands. © Benedikt von Imhoff/dpa | Unbekannt

Geforscht wird immer noch fleißig. Es gibt bis heute zahlreiche Ausgrabungen in und um Stonehenge, die dann auch immer wieder krude Theorien entkräften können. Die vollständige Geschichte der Steinkreise wurde nicht herausgefunden. Übrigens wackelt aktuell der Status von Stonehenge als Weltkulturerbe: In der Nähe gibt es Pläne für einen umstrittenen Tunnelbau.

Göbekli Tepe

Noch ungefähr 6.000 Jahre älter als Stonehenge ist der Fundort Göbekli Tepe (deutsch: bauchiger Hügel) in der Türkei. Immer wieder wird die Erhebung wegen ihres enormen Alters als „Wiege der Menschheit“ bezeichnet. Das Deutsche Archäologische Institut arbeitet auf dem Hügel seit Mitte der Neunziger Jahre an einem Langzeitprojekt.

Der Tempel von Göbekli Tepe gilt als der älteste Tempel der Welt.
Der Tempel von Göbekli Tepe gilt als der älteste Tempel der Welt. © picture alliance / AA | Esber Ayaydin

Es gibt zahlreiche historische Fundstücke, die jedoch zu Rätseln führen. So ziehen die Artefakte immer wieder eigentlich als sicher geltende Annahmen über die frühe Menschheit in Zweifel: Es gab die Annahme, dass die Menschen früher zuerst Siedlungen errichteten, dann mit Ackerbau begannen und schließlich Kulturstätten errichteten. Der Tempel von Göbekli Tepe steht dem allerdings entgegen.

Der Borobudur-Tempel

Der Borobudur-Tempel in Indonesien ist der größte buddhistische Tempel der Welt. Er wurde zwischen 750 und 850 nach Christus erbaut. So weit, so normal. Doch das Rätsel liegt darin, dass der Tempel über tausend Jahre in Vergessenheit geriet und erst Anfang des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt wurde. Erst von 1973 bis 1983 wurde die Anlage durch eine umfangreiche Restaurierung wieder ordentlich instand gesetzt, nachdem sie vorher viele Jahre von vulkanischer Asche begraben gewesen war. Trotzdem ist noch ungeklärt, warum solch ein monumentales Bauwerk überhaupt so lange verschollen geblieben ist.

Die Steinhügel im Bodensee

Seit vielen Jahren untersuchten Tiefseearchäologen mehr als 200 Steinhügel im Bodensee, die nach bisherigem Wissensstand vor 5.500 Jahren dort aufgeschüttet wurden und damit aus der Jungsteinzeit stammen. Auf der Schweizer Seite sind diese bis zu zwei Meter hoch, auf der bayrischen Seite nur zwanzig Zentimeter. Schweizer Medien prägten den Begriff „Stonehenge des Bodensees“, da auch hier der Beweggrund für den Bau dieser Hügel noch völlig ungeklärt ist. Es gibt aber natürlich verschiedene Theorien für den Verwendungszweck vom Fischfang über Ankerplätze bis hin zum Totenkult.

Die Nazca-Linien in Peru

Die Nazca-Linien in Peru sind nur aus der Luft oder von höheren umliegenden Hügeln zu sehen, dafür aber umso beeindruckender. Über 1500 riesige Kunstwerke sind dort in die Wüste geritzt, dafür gibt es den Fachbegriff Geoglyphen. Zu erkennen sind verschiedene Tiere, aber auch menschenähnliche Formen. Herkunft und Zweck der Zeichnungen sind nicht final geklärt, die wahrscheinlichste Theorie deutet momentan auf einen Zusammenhang mit Fruchtbarkeitsritualen.

2000 Jahre alte Geoglyphen nahe der Panamericana in Peru: Die Nazca-Linien bilden zahlreiche Figuren, die nur von der Luft aus zu erkennen sind. Sie wurden 1994 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt.
2000 Jahre alte Geoglyphen nahe der Panamericana in Peru: Die Nazca-Linien bilden zahlreiche Figuren, die nur von der Luft aus zu erkennen sind. Sie wurden 1994 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt. © Martin Mejia/AP | Unbekannt

Das Voynich-Manuskript

Seit vielen Jahrhunderten rätseln Forscher über das Voynich-Manuskript, das von vielen als das geheimnisvollste Buch der Welt angesehen wird. Es ist zwischen 1404 und 1438 entstanden und wurde 1912 bekannt, als es der polnische Sammler Wilfrid Michael Voynich bekam, der später auch zum Namensgeber des Manuskripts wurde.

Das Voynich-Manuskript gibt Forschern schon seit vielen Jahren wegen seiner unbekannten Zeichen und Zeichnungen Rätsel auf.
Das Voynich-Manuskript gibt Forschern schon seit vielen Jahren wegen seiner unbekannten Zeichen und Zeichnungen Rätsel auf. © picture alliance / akg-images | akg-images

Es enthält eine Reihe verschiedener Zeichen, die sich keinem bekannten Sprachsystem zuordnen lassen. Seit Jahren versuchen Wissenschaftler, das rätselhafte Buch zu entschlüsseln. Eine vollständige und verifizierte Übersetzung gibt es jedoch nach wie vor nicht.

Die Pyramiden von Gizeh

Die Pyramiden von Gizeh gehören zu den sieben Weltwundern der Antike. Bis heute beschäftigen sich Forscher mit der Frage, wie sie erbaut wurden. Die größte Pyramide ist 140 Meter hoch und besteht 2,3 Millionen Steinblöcken, die durchschnittlich 2,5 bis 15 Tonnen wiegen sollen. Es ist völlig offen, wie die Ägypter solch eine monumentale architektonische Leistung erbringen konnten.

Das Sonnentor von Tiahuanaco

Tiahuanaco in Bolivien war eine der bedeutendsten Städte des antiken Amerikas und hat mit seinem berühmten Sonnentor auch eine entsprechende Sehenswürdigkeit. 1549 wurde das drei Meter hohe und vier Meter breite Bauwerk entdeckt und es gibt Archäologen seitdem Rätsel auf. Es gibt verschiedene Interpretationen der Funktion des Tors. Die wahrscheinlichste Theorie deutet auf eine Art kalendarische Verwendung hin.

Das Sonnentor von Tiahuanaco aus der Prä-Inka-Zeit ist Unesco-Weltkulturerbe.
Das Sonnentor von Tiahuanaco aus der Prä-Inka-Zeit ist Unesco-Weltkulturerbe. © picture alliance / imageBROKER | Peter Giovannini

Mysteriöse Steinkugeln aus Israel

Archäologische Fundstücke können auch ganz klein sein. In Israel wurden Steinkugeln mit einem Durchmesser von nur knapp sieben Zentimetern gefunden, die 1,7 Millionen Jahre alt sind. Wissenschaftler sind sich durch die sehr glatte und fast perfekt runde Form sicher, dass die Kugeln bewusst erschaffen worden sind. Über ihre Funktion allerdings besteht Unsicherheit, möglich sind etwa die Verwendung als Werkzeuge oder Kunstobjekte.