Berlin. Unwetter mit Starkregen können in Deutschland massive Schäden verursachen. Was Sie über die unterschiedlichen Regenarten wissen müssen.

  • Starkregen kann überall auftreten und zu Überschwemmungen führen
  • Nieselregen bildet sich in Stratuswolken
  • Der Tropfendurchmesser beim Landregen beträgt ein bis drei Millimeter.
  • Landwirte versuchen mit künstlichem Regen ihre Ernten zu retten

Die große Gefahr bei Unwettern heißt Starkregen. Aber was ist Starkregen eigentlich –und was unterscheidet ihn von anderem Regen? Wir stellen die wichtigsten Regenarten und ihre Ausprägungen vor – vom feinen Nieselregen bis zum starken Wolkenbruch.

Starkregen – der Wuchtige

Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) spricht man von Starkregen, wenn große Niederschlagsmengen in kurzer Zeit fallen. Häufig ist er in Zusammenhang mit Gewittern zu beobachten. Starkregen kann überall auftreten und zu schnell ansteigenden Wasserständen und Überschwemmungen führen. Häufig geht er auch mit Bodenerosionen einher. Durch den Klimawandel werden solche Wetterphänomene häufiger.

Konkret warnt der DWD in drei Stufen vor Starkregen, wenn folgende Schwellenwerte überschritten werden:

  • Regenmengen von 15 bis 25 Litern pro Quadratmeter in einer Stunde oder 20 bis 35 Litern pro Quadratmeter in sechs Stunden (Markante Wetterwarnung)
  • Regenmengen über 25 bis 40 Litern pro Quadratmeter in einer Stunde oder über 35 bis 60 Litern pro Quadratmeter in sechs Stunden (Unwetterwarnung)
  • Regenmengen über 40 Litern pro Quadratmeter in einer Stunde oder über 60 Litern pro Quadratmeter in sechs Stunden (Warnung vor extremem Unwetter)

Die große Menge an Wasser in kurzer Zeit macht Starkregen so gefährlich. Innerhalb weniger Stunden können sich Bäche in reißende Flüsse verwandeln, Kanalisationen überflutet werden, Keller volllaufen. Wie das Bundesamt für Katastrophenschutz mitteilt, ist es selten möglich, kurzfristig Warnungen auszusprechen - denn die Extremniederschläge kommen meist zu überraschend.

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Gewitterregen – der Unberechenbare

Ein Zeichen für Unwetter ist die klassische, ambossartige, weithin sichtbare Cumulonimbuswolke (Gewitterwolke). In ihrem Innern spielen sich Dramen ab: Verwirbelungen der Aufwinde laden Wassertröpfchen und Eiskristalle elektrisch auf – es kommt zu Entladungen in Blitzen. Wenn Eiskristalle in die Auf- und Abwinde geraten, entstehen Hagelkörner. „Diesen Prozess nennen wir auch Fahrstuhleffekt“, so der DWD-Meteorologe Andreas Friedrich.

Nieselregen – der Harmlose

Die geringste Form Regens ist Nieselregen, auch Sprühregen genannt. Der bildet sich in Stratuswolken, also niederen Schichtwolken oder Hochnebel, der fast bis zur Erdoberfläche reichen kann. Wachsen die Tröpfchen der Wolke auf 0,5 Millimeter Durchmesser an, sind sie für den Schwebevorgang zu schwer und nieseln zur Erde.

Nieselregen kann Stunden oder auch Tage andauern. „Es handelt sich um die harmloseste Regenvariante mit weniger als einem Liter Niederschlag pro Quadratmeter und Stunde“, sagt DWD-Experte Andreas Friedrich.

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Landregen – der Gleichmäßige

Dem Landregen hat schon Joachim Ringelnatz ein Gedicht gewidmet. Er erfreut auch Landwirte und Erdbeerbauern. Dieser „echte“ Regen beginnt bei Tropfen ab 0,5 Millimeter. Im Gegensatz zu Nieselregen entsteht größertropfiger Niederschlag über die Eisphase in den Wolken, die durch eine wärmere Umgebung wieder zu Tropfen schmelzen.

Unter Landregen versteht man länger anhaltenden gleichmäßigen Regen. Der Tropfendurchmesser beträgt ein bis drei Millimeter. Meteorologen sprechen eher von leichtem oder dem etwas stärkeren mäßigen Regen.

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Steigungsregen – der Intensive

Auch Stauregen genannt. Er entsteht, wenn der Wind feuchte Luft vom Meer oder Flachland an Bergen oder anderen Erhebungen aufsteigen lassen muss. Je nach Intensität kann es zu sehr heftigen Regenfällen kommen. Tropische Regionen bekommen dies in der Monsun-Jahreszeit besonders zu spüren.

Bilder aus dem überschwemmten Köln: Nach extremen Unwettern ist der Rhein über die Ufer getreten.
Bilder aus dem überschwemmten Köln: Nach extremen Unwettern ist der Rhein über die Ufer getreten. © IMAGO / Future Image

Gefrierender Regen – der Eisige

Er macht das gefürchtete „Blitzeis“. In der Meteorologie spricht man jedoch von Glatteis. Es entsteht durch spontanes Gefrieren von unterkühltem Regen oder Sprühregen am Erdboden, an Gegenständen oder Pflanzen.

Es tritt aber auch dann kurzzeitig auf, wenn die Tröpfchen nicht unterkühlt sind, aber auf unterkühlte Gegenstände oder unterkühlten Boden fallen. Halbgefrorene Regentropfen dagegen bilden nach dem Auftreffen auf unterkühltem Boden oft eine körnige Eisschicht.

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Künstlicher Regen – der Erzeugte

Auch Menschen wollen Regen erzeugen, indem sie Wolken „impfen“. Dabei werden mit Kleinflugzeugen Salze oder Chemikalien – vielfach Silberjodid – in die Wolken gesprüht, in denen der Wasserdampf einen Kondensationskern finden soll und Regentropfen bildet.

Landwirte versuchen etwa mit sogenannten Hagelfliegern ihre Ernten zu retten, indem sie die Wolken „abregnen“ lassen, bevor es zu Hagelschauern kommt. Die Methode ist umstritten. DWD-Experte Friedrich hält sie für nicht sonderlich effektiv: „Es ist so, als würde man mit einem Dartpfeil auf einen Elefanten zielen und hoffen, dass er schneller läuft.“