Hannover. Der gelockerte Corona-Kurs an den Schulen bleibt in Niedersachsen bestehen: Eine Testpflicht soll es nicht geben, gegen den Willen einiger Schüler.

Im Vorfeld waren Gespräche mit Bildungsverbänden geführt worden, am Montag verkündete das Kultusministerium dann die Entscheidung. „Das neue Schuljahr 2022/23 in Niedersachsen beginnt nach den Sommerferien am Donnerstag, 25. August, mit einer intensivierten Testphase“, heißt es in einer Erklärung. Eine Testpflicht gibt es aber nicht. Die Corona-Lage lasse es zu, auf Freiwilligkeit zu setzen, so das Ministerium. „Keiner muss seinen Negativtest vorlegen“, sagte Ministeriumssprecher Ulrich Schubert.

Minister: Erfahrungen ausgewertet

„Wir haben die Zeit in den Ferien genutzt, die Entwicklung des Infektionsgeschehens in Niedersachsen und die Erfahrungen anderer Bundesländer, die bereits wieder mit dem Unterricht begonnen haben, auszuwerten“, so Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD). Die gute Nachricht aus dieser Analyse sei, dass die aktuelle Infektionslage keine zusätzlichen Einschränkungen erfordere.

NRW empfiehlt Maske

Als erstes Bundesland war Nordrhein-Westfalen ins neue Schuljahr gestartet. „Angesichts weiterhin hoher Infektionszahlen gilt es, in den kommenden Wochen wachsam zu bleiben“, hatte Schulministerin Dorothee Feller (CDU) gemahnt. NRW empfiehlt daher zwar ausdrücklich das Tragen einer Maske, setzt aber nur auf „anlassbezogene Tests“. In der aktuellen Pandemiesituation sei ein verpflichtendes regelmäßiges Testen nicht erforderlich, heißt es in den „Grundsätzen für das Schuljahr 2022/2023“.

„Lage lässt Freiwilligkeit zu“

Ganz ähnlich klingt es auch beim Niedersachsen Tonne. „Einerseits lässt das derzeitige Infektionsgeschehen es zu, dass das Testen freiwillig bleibt“, betont er – die Inzidenzen sänken deutlich, auch die Hospitalisierungswerte in Krankenhäusern gingen zurück. Damit gebe es keinerlei Rechtfertigung, Kinder und Jugendliche strenger zu behandeln als die weitere Gesellschaft. Nach den Osterferien hatte es noch eine verpflichtende Testphase gegeben.

Tests auch in Kitas

Das „Andererseits“ ist die Reisewelle, die auch in den Vorjahren als maßgebliche Infektionstreiberin galt. Konkret heißt das: An den ersten fünf Schultagen bis einschließlich Mittwoch, 31. August, „können“ sich die Schülerinnen und Schüler laut Ministerium jeweils testen, bevor sie sich auf den Weg in die Schule machen. Die Testkits seien bereits ausgegeben worden, für künftige Erstklässer sei das idealerweise bei Elternabenden erfolgt. Auch in Kitas solle weiter regelmäßig freiwillig getestet werden. Den örtlichen Trägern der Kinder- und Jugendhilfe sollen weiterhin Lollitests zur Verfügung stehen. Zum Thema Maske in Schulen heißt es: „Eine Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung besteht weiterhin nicht. Freiwillig kann und darf jedoch eine Maske getragen werden.“ Praktisch hatte die Maske aber in vielen Klassen vor den Ferien kaum noch eine Rolle gespielt.

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GEW-Landeschef Stefan Störmer nannte es „begrüßenswert, dass wir mit einer Testphase starten“. Die GEW hatte Tests gefordert. Vor den Sommerferien habe es relativ hohe Infektionszahlen in den Schulen gegeben, das Prinzip „safety first“ sei richtig, sagte Störmer unserer Zeitung. Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL) äußerte sich deutlich kritischer: Der Verband begrüßte zwar grundsätzlich die Testphase, stört sich aber an der Freiwilligkeit. „Es ist zu befürchten, dass eine freiwillige Testphase nach den Ferien ihren Zweck verfehlen und wirkungslos bleiben wird. Dabei hat sich dieses Instrumentarium in den zurückliegenden Zeiten bewährt, als es noch verpflichtend gewesen ist“, heißt es in einer Erklärung des Verbandes. Der Verband unterstützte aber die Absicht des Kultusministers, die Schulen offenzuhalten und Präsenzunterricht zu gewährleisten. Die Kultusministerkonferenz hatte im Juni erklärt, erneute flächendeckende Schulschließungen müssten ausgeschlossen bleiben. Die Weichen dafür hatten die Regierungschefs von Bund und Ländern Anfang Juni gestellt.

Grüne fordern Testpflicht

Der FDP-Bildungspolitiker im niedersächsischen Landtag, Björn Försterling, erinnerte am Montag an eine alte Debatte. „Im dritten Corona-Herbst kann die Antwort nicht wieder lauten, alle 20 Minuten das Fenster im Klassenzimmer zu öffnen. Die Landesregierung muss konsequenterweise Lüftungsanlagen, Luftfilter und Luftampeln fördern und von den Schulträgern einfordern“, so Försterling. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Julia Willie Hamburg, Spitzenkandidatin zur Landtagswahl, hatte sich für eine zweiwöchige Testpflicht für Schüler sowie Lehrer ausgesprochen. Bei hohen Inzidenzen müsse auch eine Maskenpflicht erwogen werden, so Hamburg weiter. Schulen bräuchten zudem mehr Lüftungssysteme, hatte auch sie erklärt.Die Schulen, Schüler und Erziehungsberechtigten sind nach Angaben des Ministeriums am Montag über die Teststrategie informiert worden. Genügend Tests habe das Land schon vor den Ferien bestellt. Damit bestehe die Möglichkeit, dass sich die Schüler bis einschließlich 31. August zu Hause testen, bevor sie sich auf den Schulweg machen.

Was ist mit Masketragen in Niedersachsens Schulen?

Die Corona-Testpflicht, die im vergangenen Schuljahr mehrfach verändert wurde, war Anfang Mai entfallen. Das Masketragen ist mittlerweile ebenfalls freiwillig – dabei soll es auch nach den Ferien bleiben. Für eine Testpflicht wiederum hatte sich auch der Landesschülerrat ausgesprochen.

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