Braunschweig. 66 Stunden ohne Duschmöglichkeit – ein Problem. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer lösen den Engpass im Iglu und ermöglichen Öffnungszeiten.

Sechs Menschen sind es im Moment, die Teile ihrer Freizeit regelmäßig im Iglu verbringen. Frühstückstisch decken, Essen auftragen, einen Kaffee einschenken, aber auch Geschirr spülen, putzen, aufräumen, und vor allem – einfach da sein.

So engagieren sich die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer…

„Ohne unsere Ehrenamtlichen könnten wir unsere Besucher hier im Iglu längst nicht so herzlich aufnehmen. Und schon gar nicht am Wochenende“, sagt Barbara Horn als Sozialarbeiterin in der Einrichtung.

Das konnte bereits erreicht werden…

Denn im Iglu ist die Decke immer zu kurz: Zweieinhalb feste Stellen stehen im Plan, das kann nicht ausreichen. „Basisversorgung“, heißt das im Amtsdeutsch, bedeutet, dass Montag bis Freitag das Land regelmäßige Öffnungszeiten finanziert. Das Wochenende ist eigentlich geschlossen. Aber nur eigentlich. Barbara Horn engagiert sich seit mehr als 10 Jahren im Iglu, sie und ihr Team organisieren, was nur möglich ist. Längere Öffnungszeiten, Wochenendöffnungen und außerhalb von Corona sogar Ausflüge. „Das alles können wir nur stemmen, weil uns Ehrenamtliche dabei unterstützen“, sagt sie.

Das waren die bisher bewegendsten Momente…

„Hey Chef“ rufen einige der „Stammkunden“, wenn sie Helmut Mainzer im Iglu sehen. Der Mann ist Ende 60 und wäre selbst beinah obdachlos geworden. Ausgebürgert („innerhalb von 24 Stunden musste ich in den Westen“) aus der DDR, hatte er Familie und Job verloren. „Ich habe monatelang im Auto gewohnt“, blickt er auf Zeiten in seinem Leben zurück, wo es auf der Kippe stand. Der Zufall hat ihn nach Braunschweig geführt, zur Einrichtung am Jödebrunnen. Hier gab es Essen, eine Dusche und einen Schlafplatz. Für Helmut Mainzer noch mehr. „Ich habe eine Anstellung gefunden“, erzählt er mit leuchtenden Augen. Das war seine Rettung. Er hat viele Jahre im Jödebrunnen gekocht, später im Iglu. Und da ist er nach seinem Ruhestand direkt als Ehrenamtlicher geblieben. Von vielen liebevoll „der Chef“ genannt.

Marion Tempel dagegen ist erst wenige Monate dabei. „Im vergangenen September wurde das Gefühl stärker, etwas tun zu müssen“, blickt sie zurück. Corona hatte die Kontakte eingeschränkt. Vor einigen Jahren war Marion Tempels Mann durch einen Unfall ums Leben gekommen. Sie weiß, wie sich Abgründe anfühlen, was Hilfe und Beistand bedeuten können. Da sie Teilzeit arbeitet, kann und will sie sich einbringen.

Auch für Marion Falkenberg war es nach dem Ende ihrer Berufstätigkeit im Bürgerbüro Stöckheim klar, dass es weitergehen muss. „Erst habe ich die Ortsbücherei ausprobiert, aber das war mir zu still“, erzählt sie lachend. Dann hat sie beim Iglu angerufen. Seitdem ist Marion Falkenberg jede Woche zur Stelle. „Ich werde hier immer sehr respektvoll behandelt“, freut sie sich.

Finanzkaufmann Oliver Hübner ist auch als Vertreter des Christuszentums (HIOB) im Iglu aktiv, in seiner Gemeinde betreut er Projekte für Obdachlose. „Menschen wie du und ich“, sagt er, „Menschen in einer besonderen Lebenssituation.“ Es gehe dabei nicht um Mitleid, sondern um eine besondere Beziehung. „Ich bin hier herzlich aufgenommen worden“, sagt er dankbar, „von den Gästen, aber auch von den Mitarbeitern.“

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