Hannover/Düsseldorf. Voll arbeiten und doch weniger Geld bekommen als andere. Das betrifft in Niedersachsen ein Drittel der Frauen. Bei Männern ist es jeder sechste.

In Niedersachsen müssen 30,2 Prozent der Frauen mit einem sehr niedrigen Monatseinkommen auskommen. Damit gehört in Niedersachsen ein doppelt so großer Anteil Frauen zu Geringverdienenden wie bei den Männern. Hier gehören 15,5 Prozent zu den Geringverdienern.

Die Auswertung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung basiert auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gelten als Geringverdienende, wenn sie weniger als zwei Drittel des mittleren monatlichen Bruttoarbeitsentgeltes aller sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten erhalten.

In Niedersachsen sind mehr Menschen Geringverdiener als im Bundes-Durchschnitt

Im Vergleich sind laut Berechnungen von Ökonomen etwas mehr der in Vollzeit arbeitenden Menschen in Niedersachsen Geringverdiener als im bundesweiten Schnitt. Den zuletzt verfügbaren Daten zufolge waren es vor gut einem Jahr 19,9 Prozent - verglichen mit 18,7 Prozent der Vollzeitbeschäftigten in ganz Deutschland, die Ende 2020 mit einem Bruttoarbeitsentgelt von unter 2284 Euro pro Monat über die Runden kommen mussten. In Bremen war die relative Größe dieser Gruppe mit insgesamt 17,4 Prozent etwas kleiner.

Zwischen den einzelnen Regionen war die Situation teils sehr unterschiedlich. So arbeiteten auch in niedersächsischen Städten mit hochwertigen Industrie-, Finanz- und Wissens-Jobs wie Wolfsburg (6,4 Prozent) oder Salzgitter (10,2 Prozent) laut WSI vergleichsweise wenige Menschen im unteren Entgeltbereich.

Helmstedt gehört zu den strukturchwächeren Gegenden

Strukturschwächere Gegenden wie Wittmund in Ostfriesland (29,0 Prozent) oder Helmstedt (28,1 Prozent) hatten merklich höhere Anteile der Einkommensgruppe. Ebenso fällt auf, dass die Stadt Bremen allein mit 16,7 Prozent besser abschneidet als Niedersachsen, Bremerhaven (20,6) schlechter.

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Überdurchschnittlich häufig beziehen in der Bundesrepublik außerdem Frauen, jüngere Vollzeitbeschäftigte, solche mit ausländischer Staatsangehörigkeit oder Personen ohne Berufsabschluss nur geringe Löhne. Und es gibt weiterhin ein klares West-Ost-Gefälle.

Frauen gehören häufiger zu den Geringverdienenden als Männer

Im direkten Vergleich der Geschlechter mussten Ende 2020 bundesweit 25,4 Prozent der Frauen trotz Vollzeitarbeit mit einem niedrigen Monatseinkommen auskommen, aber nur 15,4 Prozent der Männer. In Niedersachsen war die Spannweite noch größer (30,2 Prozent der Frauen/15,5 Prozent der Männer), in Bremen etwas kleiner (22,7/15,0)

Auf Länderebene erreichte Niedersachsen eine Platzierung ähnlich der Berlins, wo der Anteil der Beschäftigten mit brutto weniger als 2284 Euro Monatsverdienst 19,2 Prozent betrug. Bezogen auf manche andere große Flächenländer wie Baden-Württemberg (13,7 Prozent) oder Bayern (15,3 Prozent) war die Geringverdiener-Quote zum Jahreswechsel 2020/2021 im Nordwesten höher. Ostdeutsche Bundesländer wie Thüringen (32,9 Prozent) oder Mecklenburg-Vorpommern (34,2 Prozent) verzeichneten hierbei allerdings noch deutlich größere Werte. dpa