Braunschweig. Regenwurm-Kompost-Kisten, selbstgenähte Brötchentüten, Bambuszahnbürsten, Spül- und Bienenwachstücher und Saisonkalender – hier finden Sie die Tipps.

Nachhaltig zu leben wird für immer mehr Menschen immer wichtiger – auch in unserer Redaktion. Unsere Autorinnen und Autoren berichten aus ihrem eigenen Alltag und erzählen, wie sie versuchen, nachhaltig zu leben. Was klappt, und wo es manchmal schwer fällt. Zum Beispiel zum Thema Müllvermeidung oder regionalem und saisonalem Einkaufen. Hier lesen Sie einfache Tipps und Tricks, wie Sie Nachhaltigkeit in Ihren Alltag integrieren können.

Tipp Nummer 1: Tuch statt Schwamm

Seit einiger Zeit benutze ich (Katharina Lohse, Redakteurin der Braunschweiger Zeitung) statt Spülschwämmen Spültücher. Der Vorteil: Sie sind in der Waschmaschine bei 60 Grad waschbar und können wiederverwendet werden. Dank des Strick- oder Häkelmusters, bei dem kleine Perlen entstehen, lässt sich damit sogar gut schrubben.

Ein Spültuch ist nachhaltiger als ein Schwamm, weil er waschbar ist.
Ein Spültuch ist nachhaltiger als ein Schwamm, weil er waschbar ist. © Katharina Lohse | Katharina Lohse

Und die Umwelt profitiert, da weniger Müll anfällt. Wer an Handarbeit interessiert ist, kann die Tücher auch selbst herstellen – zum Beispiel aus Garnresten, das schont die Umwelt zusätzlich. Und da die Form des Tuchs sehr einfach ist, ist das sogar ein gutes Projekt, um mit dem Häkeln oder Stricken anzufangen.

Tipp Nummer 2: Nachhaltigkeit im Bad

Beim Abschminken entledigt man sich nicht nur seines Make-ups, sondern produziert auch jede Menge Müll. Gesichtswässerchen in Plastikflaschen, Wattepads und Abschminktücher – alles kleine Umweltsünder. Ich (Ida Wittenberg, Redakteurin dieser Zeitung) habe mir bei einem Besuch bei meiner Schwester Emma in Kiel viele Tipps für nachhaltige Alternativen geholt. Denn es geht auch im Bad ohne Plastik und vor allem auch ohne Abstriche bei der Pflege des Gesichts machen zu müssen.

Tipp Nummer 3: Nachhaltiger Zähne putzen mit Bambus

Was unseren Volontär Marvin Weber an herkömmlichen Handzahnbürsten stört, ist ,dass sie komplett aus Plastik gemacht werden – einem der am schwersten abbaubaren und recycelbaren Stoffe. Nach etwas Internetrecherche ist er auf eine umweltfreundlichere Alternative aus Bambus gestoßen. Bei den Bürsten wird das Handstück aus Bambusholz gefertigt. Das Holz wächst natürlich nach und wird schneller abgebaut als Plastik. Etwas problematisch bleiben natürlich die Borsten selbst. Die bestehen bei vielen Bambuszahnbürsten aus Nylon-4, einem Bioplastik, dass sich innerhalb einiger Monate biologisch abbauen lässt. Das ist eine bessere Alternative zum sonst genutzten Nylon-6, aber eben immer noch Plastik. Plastik wird aus Erdöl gewonnen und wie belastend die Gewinnung des Öls für die Umwelt ist, kann man sich wohl denken. Trotzdem halte ich diese Alternative für sinnvoller, als die herkömmliche Handzahnbürste aus reinem Plastik.

Selbst über Hersteller informieren

Die Putzkraft ist nicht bedeutend anders und, wenn man die Zahnbürste regelmäßig wechselt, spart man im Jahr einiges an Plastik ein. Entsorgt werden sollten die Bürsten am besten getrennt. Der Kopf mit Plastik kann in den Hausmüll während der Handgriff getrost auf dem Kompost landen kann. Sein Tipp: Probieren Sie sich durch die verschiedenen Hersteller von Bambuszahnbürsten und informieren Sie sich über sie. Besonders bei den unterschiedlichen Borsten kann jedes Gebiss anders reagieren. Auch hier gilt: Ruhig mal hinter das einfache Marketing schauen und Studien zurate ziehen. Einige Hersteller verpacken ihre Bürsten umweltfreundlich, andere benutzen weiterhin Plastik. Viele unterstützen auch Umwelt- und Naturschutzprojekte oder Initiativen für bessere Zahnpflege für zahnpflegebedürftige Kinder – oder betreiben damit lieber Greenwashing.

Unsere Autorin erläutert, wie man auch im Bad nachhaltig unterwegs sein kann.
Unsere Autorin erläutert, wie man auch im Bad nachhaltig unterwegs sein kann. © Shutterstock / FotoHelin | FotoHelin

Mit Reinigungs-Pads aus Biobaumwolle, Waschlappen mit einer gröberen Struktur für den Peeling-Effekt und eine kleine Massage und natürlich nachhaltigen Reinigungsmitteln. Mittlerweile gibt es viele Make-up-Entferner mit natürlichen Inhaltsstoffen und ohne Mikroplastik. Unser Favorit im Bad jedoch ist mittlerweile das Stück feste Seife. Das reinigt nämlich nicht nur gut, sondern hält selbst den Verpackungsmüll gering.

Und wem das noch nicht genug ist: Haben Sie schon einmal Zahnpasta-Tabletten ausprobiert? Feste Zahnpasta, die man erst etwas zerkauen muss, die dann aber richtig gut schäumt. Und Karies? Hat auch hier keine Chance mehr!

Tipp Nummer 4: Selbstgenähte Brötchentüten

Nichts geht am Sonntagmorgen über ein ausladendes Frühstück mit leckeren Brötchen. Unser Bäcker liegt nur 3 Gehminuten von der Wohnung entfernt. Für diesen Weg haben die Verkäuferinnen die Brötchen immer in eine Papiertüte gepackt, die zu Hause dann direkt in den Müll gewandert ist. Das muss nicht sein, dachte ich mir. Deshalb habe ich (Anna K. Waiblinger, Redakteurin dieser Zeitung) mich an die Nähmaschine gesetzt und aus alten Geschirrhandtüchern Brötchentüten genäht.

Eine selbst genähte Brötchentüte hilft, Müll zu vermeiden. 
Eine selbst genähte Brötchentüte hilft, Müll zu vermeiden.  © Anna Waiblinger | Anna Waiblinger

Das geht super schnell, einmal die Seiten der Handtücher zusammennähen, oben einen Tunnelzug für eine Kordel platzieren – zack, war etwas Neues, Nachhaltiges entstanden. Das Internet ist voller Anleitungen – hier binden wir Ihnen ein Youtube-Video ein.

Die Bäckerei-Verkäuferinnen fanden die Idee klasse. Und mein Umfeld auch – die Brötchentüten waren ein beliebtes (und oft gewünschtes) Geschenk für Freunde und Familie.

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Tipp Nummer 5: Regenwürmer auf dem Balkon

Ein Kompost ist etwas Faszinierendes: Man gibt organischen Müll wie Apfelreste, Salatblätter oder Gurken- und Möhrenenden hinein, und heraus kommt gehaltvolle Komposterde und Flüssigdünger. Und das Beste: Es braucht noch nicht einmal einen Garten dafür. Ich (Hannah Schmitz, Redakteurin dieser Zeitung) habe mir bei einem österreichischen, kleinen aber feinen Anbieter einen Bausatz für eine sogenannte „Wurmkiste“ bestellt und zusammengeschraubt und -geklebt.

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Die Holzkiste steht auf meinem Balkon und bietet dank Sitzpolster auch gleich Gelegenheit zum, nunja, sitzen. Hebt man den Deckel, um neues „Futter“ für die Regenwürmer – die ich gleich mitbestellt habe – hineinzuwerfen, steigt schöne Kompostwärme und ein schöner, erdiger Geruch auf. Das einzige, worauf man achten muss: Ausreichend Feuchtigkeit und Papierschnitzel (zum Beispiel eine alte Braunschweiger Zeitung) und eine zeitlang etwas von der mitgelieferten Mineralmischung hinzugeben. Die beim Kompost angefallene überschüssige Flüssigkeit (Flüssigdünger) habe ich schon einmal „geerntet“ und meinen Balkon-Pflanzen verabreicht – und ich glaube, oder ich bilde es mir zumindest ein, dass ihnen das gut getan hat.

Regenwürmer sind super Helferlein.
Regenwürmer sind super Helferlein. © dpa | Martin Schutt

Das Nachhaltige daran: Ich brauche seitdem keine Plastiktüten mehr für den Biomüll, Bananenschalen und Zitronen, die nicht in den Kompost dürfen, werfe ich so in die Biomülltonne. Und außerdem bekommt man durch den Kompost wieder ein wenig mehr Gespür für natürliche Prozesse - ganz bestimmt auch toll für Kinder! Infos über den Bau einer Kompostkiste finden Sie zum Beispiel hier.

Tipp Nummer 6: Obst- und Gemüsekalender

Über diesen Tipp werden ältere Semester vermutlich nur müde lächeln. Bei denen, die mit Bananen, Avocados, Granatäpfeln, Kaktusfeigen und Tomaten, die ganzjährig in einem riesigen Angebot im Supermarkt liegen, aufgewachsen sind, ist das Bewusstsein für saisonales Obst und Gemüse ein wenig verloren gegangen. Und selbst auf dem Wochenmarkt ist ein Angebot weit über saisonales und regionales Obst und Gemüse hinaus vorhanden. Woran also orientieren?

Das Angebot an Obst und Gemüse im Supermarkt ist riesig – wie kann man da saisonale Ware erkennen?
Das Angebot an Obst und Gemüse im Supermarkt ist riesig – wie kann man da saisonale Ware erkennen? © dpa | Jens Büttner

Um auf „Nummer sicher“ zu gehen, hängt am Kühlschrank meines Mannes und mir (Anna K. Waiblinger, Redakteurin dieser Zeitung) ein Saison-Kalender. Der sieht nicht nur hübsch aus, sondern ist auch super praktisch. Mit ihm beschäftigen wir uns kurz, bevor wir einkaufen gehen: Welches Obst und Gemüse ist jetzt hier bei uns reif? Wie kann ich also lange Transportwege und energieaufwendige Lagerung vermeiden?

Und noch ein kleiner Tipp: Weil ich auch nach dem Frühsommer noch Lust auf Erdbeeren habe, koche ich sie einfach zu Marmelade ein. So habe ich länger etwas von ihnen. Das kann man natürlich auch mit anderem Obst oder Gemüse machen!

Tipp Nummer 7: Bienenwachstücher nutzen – Plastik vermeiden

Unsere Volontärin Celine Wolff nutzt Bienenwachstücher statt Alufolie und Plastik, um Lebensmittel frisch zu halten und zu verpacken..
Unsere Volontärin Celine Wolff nutzt Bienenwachstücher statt Alufolie und Plastik, um Lebensmittel frisch zu halten und zu verpacken.. © Celine Wolff

Unsere Volontärin Celine Wolff hat sich die Frage gestellt: „Wie oft müssen Sie Ihren Wertstoff-Mülleimer leeren? Einmal, zweimal, dreimal die Woche?“ Seitdem Celine Wolff wieder in einer eigenen Wohnung lebt, merkt sie, wie viel Verpackungsmüll täglich anfällt. Dabei versucht sie schon seit Längerem, weniger Plastik zu verwenden. Seit mittlerweile fast zwei Jahren benutzt sie die wiederverwendbaren Obst- und Gemüsenetze im Supermarkt, wenn Äpfel, Salat und Co. im Einkaufswagen landen.

In ihrer Küche gibt es bereits Silikon-Überzieher für angeschnittene Gurken oder geöffnete Joghurtbecher. Frisch eingezogen sind auch Bienenwachstücher. So kann Alufolie und Frischhaltefolie vermieden werden. Kleiner Bonus: Neben dem Nachhaltigkeits-Effekt sehen sie im Kühlschrank sogar noch echt stylisch aus! Außerdem können sie ganz einfach selbst gemacht werden! Und in der heimischen Bar im Wohnzimmer zieren nun Strohhalme aus Glas die Gläser. Es sind die kleinen Schritte!

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Statt alles neu zu kaufen, gibt es für unsere Volontärin Katja Beyrodt jetzt mehr Secondhand Kleidung per App. (Symbolfoto)
Statt alles neu zu kaufen, gibt es für unsere Volontärin Katja Beyrodt jetzt mehr Secondhand Kleidung per App. (Symbolfoto) © dpa | Daniel Reinhardt

Tipp Nummer 8: Nachhaltiger Shoppen

Volontärin Katja Beyrodt hat sich ein anderes „Shopping-Verhalten“ angewöhnt: „Beim Stöbern in den sozialen Medien wie Instagram oder Pinterest fällt mir auf, dass ich mich hier besonders schnell zum Konsum verführen lasse: Ich entwickele eine riesige Lust, mir neue Sachen zu kaufen.“ Das Problem: Genau mit diesem Konsum verbrauche sie immer weiter Ressourcen, die mit jedem Tag knapper werden.

Aus diesem Grund versuche sie, ihre Kaufimpulse nicht mehr direkt bei Amazon, Zalando und H&M auszuleben. Die Apps habe sie vom Smartphone gelöscht. „Dafür strahlt mir seit einiger Zeit die blaue Vinted-App vom Display entgegen.“ Auf Vinted bieten Leute ihre Kleidungsstücke secondhand, aber auch Taschen, Schuhe und Accessiores zum Kauf oder Tausch an. „Die Steppjacke an meiner Garderobe habe ich dort erstanden.“

Eine weitere App, die Katja Beyrodt regelmäßig nutzt, ist wie sie sagt, eigentlich ein Oldie: Ebay Kleinanzeigen. „Die Schnapsidee, am späten Abend Weingläser haben zu wollen, konnte ich damit in die Tat umsetzen: Ein paar Straßen weiter wollte ein Pärchen vier makellose Gläser loswerden. Nach einem kurzen Spaziergang durch die Nacht, konnten mein Freund und ich die neuen Gläser noch direkt am selben Abend mit einem Bio-Rotwein einweihen. Damit war mein schlechtes Kaufrausch-Gewissen etwas beruhigt.“

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