Hannover. Experten bezweifeln Sinn einer Impfung für Tiere. Sie trage eher zur Ausbreitung der Vogelgrippe bei, statt sie einzudämpfen.

Nach der ersten nachgewiesenen Übertragung der Vogelgrippe vom Subtyp H5N8 von Tieren auf den Menschen in Russland bezweifeln Experten den Sinn einer Impfung für Tiere. „Das wäre wahrscheinlich ein Kampf gegen Windmühlen“, sagte Albert Osterhaus, Leiter des Research Center for Emerging Infections and Zoonoses der Tierärztlichen Hochschule, der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (Freitag). Es gebe erfolgreiche Impfstoffe gegen Vogelgrippeviren, in Ländern wie Thailand oder den USA würden Tiere in den Ställen vorsorglich geimpft. Das sei angesichts der Anzahl der Ställe und Geflügelbestände aber „nicht sonderlich erfolgversprechend“.

Die Vogelgrippe ist zurück in Deutschland

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    Impfung von Geflügel kann zur Ausbreitung der Vogelgrippe beitragen

    Es sei sogar gezeigt worden, dass die Impfung von Geflügel gegen die Vogelgrippe „aufgrund einer Maskierung des Problems eher zur Ausbreitung der Vogelgrippe beitragen kann“, warnte Osterhaus. Derzeit sei nicht bekannt, dass sich das Virus H5N8 effizient von Mensch zu Mensch übertragen lasse. „Wenn das so wäre und wenn es beim Menschen zu schlimmen Krankheiten kommen könnte, wäre eine weitere schwere Pandemie nicht auszuschließen“, sagte er.

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    H5N1: Gefährlich für Menschen

    Auch das Vogelgrippevirus H5N1, das für tödliche Ausbrüche bei Geflügel und oft tödliche Fälle beim Menschen verantwortlich war, sei noch nicht von Mensch zu Mensch übertragbar - „allerdings laut unseren Ergebnissen nur eine Handvoll Mutationen davon entfernt, sich effizient von Mensch zu Mensch ausbreiten zu können“. H5N1 sei gefährlich für Menschen: „Von etwa 1000 infizierten Menschen, die im Krankenhaus behandelt wurden, sind mehr als 500 gestorben.“ Das Virus H5N8, das in Russland vom Tier auf Menschen übergesprungen sei, solle bisher eher milde Verläufe hervorrufen.

    Bislang würden etwa 90 Prozent der Grippeimpfstoffe mithilfe von Bruteiern hergestellt, erklärte Osterhaus der Zeitung. Die Impfstoffindustrie und die Forschung seien allerdings dabei, Alternativen zu finden. „Ich war an einem Projekt beteiligt, das ein Verfahren entwickelt hat, um Impfstoffe aus Insektenzellen zu produzieren. Das wird nun auch bei einem Corona-Impfstoff angewandt, der noch in der Entwicklung ist.“