Hannover. Der Pädagogik-Professor Manfred Bönsch befürchtet, dass die Corona-Schutzmaßnahmen den Schulen unaufholbare Unterrichtsausfälle eingebracht haben.

In der Debatte über Schule in der Corona-Pandemie vermisst der Erziehungswissenschaftler Prof. Manfred Bönsch Antworten auf pädagogische Fragen. Zu klären sei, welche Pläne es gebe, um Lernausfälle des vergangenen Schulhalbjahres aufzuholen, sagte der emeritierte Pädagogik-Professor am Freitag der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“, wie die Deutsche Presseagentur mitteilt. „Vermutlich sind systematisch, flächendeckend und für alle Fächer kaum die Lernausfälle erhoben worden, sie werden aber erheblich sein.“ Um die ausgefallenen Inhalte aufzuholen, werde wahrscheinlich keine Zeit gewesen sein, weil Corona-Maßnahmen stets im Vordergrund gestanden hätten.

Befürchtung: Infektionsschutz und unzureichende Technik bremsen Schulbetrieb

Unklar sei auch noch immer, wie viele Schüler konstant mit digitalen Medien erreicht würden, kritisierte Bönsch. Voraussetzung für echten digitalen Unterricht sei, dass alle Lehrer und Schüler entsprechende Endgeräte hätten, betonte Joachim Maiß, Vorsitzender des Berufsschullehrerverbandes. Auch müsse es entsprechende Konzepte geben, sonst blieben die Schüler, die zu Hause lernen, immer Schüler zweiter Klasse. Lehrer und Schüler müssten zudem den Umgang mit den digitalen Geräten lernen.

Bönsch warnt vor einem Lehrermangel an Haupt-, Real- und Oberschulen in Niedersachsen. Bis zu den Herbstferien sei krankheits- und coronabedingt wieder vielerorts Unterricht ausgefallen. Das Land müsse Auskunft darüber geben, in welchem Umfang Unterrichtszeiten und Lernzeiten wegen Hygiene- und organisatorischen Maßnahmen geschrumpft seien. Untersucht werden müsse auch, ob es mehr Frontalunterricht gebe, weil Lehrer den Kindern nicht zu nahe kommen dürften.

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