Hannover. Antisemitische Ressentiments werden unverblümter geäußert als vor der Corona-Krise. So die Erfahrungen der jüdischen Gemeinde in Hannover.

In der Corona-Pandemie sind die Mitglieder der Liberalen Jüdischen Gemeinde in Hannover verstärkt mit Antisemitismus konfrontiert. „Wir merken, dass eine gewisse Hemmschwelle gesunken ist und dass viel unverblümter und offener Aussagen getroffen werden, die schwierig sind“, sagte Rebecca Seidler, die seit Juli Gemeindevorsitzende ist.

Antisemitische Ressentiments werden häufiger geäußert

Im Kollegen- oder Bekanntenkreis höre man Aussagen wie: „Wie lange wollt ihr uns denn noch einschränken durch die Corona-Maßnahmen? Gebt doch zu, dass ihr dahintersteckt! Ihr habt alles in den Händen und zieht die Strippen!“ Viele Gemeindemitglieder seien von solchen Anfeindungen verunsichert und verschwiegen inzwischen ihre jüdische Identität.

Die Liberale Jüdische Gemeinde in Hannover hat rund 700 Mitglieder und ist die größte ihrer Art bundesweit. Nach dem Anschlag am Feiertag Jom Kippur auf die Synagoge von Halle in Sachsen-Anhalt vor knapp einem Jahr hatte ein Kommissar der Polizeidirektion Hannover ihr Sicherheitskonzept überprüft.

Querdenken-Rede eines BKA-Beamten sorgt für Irritationen in jüdischer Gemeinde

Dieser Beamte hielt im August eine Rede auf einer Querdenken-Demonstration in Dortmund, in der er mit Blick auf die staatlichen Corona-Maßnahmen Paralleln zur NS-Zeit zog. „Das hat hier zu ganz starken Irritationen geführt“, sagte Seidler. Der Beamte ist laut Polizeidirektion Hannover inzwischen vom Dienst suspendiert, das Sicherheitskonzept wurde unabhängig neu überprüft.

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