Oldenburg. Die neue Straßenverkehrsordnung zeigt Wirkung. In manchen Städten Niedersachsens werden deutlich mehr Temposünder ihren Führerschein abgeben müssen.

Die neue Straßenverkehrsordnung hat in niedersächsischen Städten mehr Fahrverbote zur Folge. So rechnet die Stadt Hannover damit, dass im Mai im Vergleich zum Vorjahr mehr als doppelt so viele Verfahren eingeleitet wurden, die ein Fahrverbot nach sich ziehen.

Grund sind Änderungen der Straßenverkehrsordnung, die im Mai in Kraft getreten sind. Seitdem droht ein einmonatiges Fahrverbot, wenn man innerorts 21 Kilometer pro Stunde zu schnell fährt oder außerorts 26 Stundenkilometer.

Neuer Bußgeldkatalog zeigt Wirkung

Im Mai 2020 sind in Hannover laut einem Stadtsprecher mehr als 600 sogenannte Verkehrsordnungswidrigkeitsverfahren – überwiegend wegen zu hoher Geschwindigkeit – eingeleitet worden, in denen ein Fahrverbot in Betracht kommt. Schätzungsweise kommt es in ungefähr 500 Fällen tatsächlich zum Führerscheinentzug, zumindest werden sich die Zahlen dem Sprecher zufolge nicht eklatant unterscheiden. Ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr: 189 Bußgeldbescheide mit Fahrverbot wurden im Mai 2019 in der Landeshauptstadt erlassen. Die Anzahl der Kontrollen wurde in dieser Zeit nicht verändert.

Der neue Bußgeldkatalog zeige Wirkung, sagte ein Sprecher der Stadt Oldenburg in einer dpa-Umfrage. Ihm zufolge könnte dort bei 4716 Geschwindigkeitsverstößen im Mai in 94 Fällen ein Fahrverbot die Folge sein. Im Mai 2019 gab es ein einziges Fahrverbot bei 3795 Geschwindigkeitsübertretungen. Eine Möglichkeit für den Anstieg der Übertretungen um fast 1000 könnte laut dem Sprecher die Veränderung von Standorten der Blitzer sein - die Zahl der Kontrollen sei jedenfalls nicht erhöht worden. Weniger volle Straßen während der Corona-Pandemie könnten auch eine Rolle gespielt haben. Im April 2020 gab es sechs Fahrverbote (bei 3475 Übertretungen) und im Vorjahresmonat 11 Fahrverbote (bei 4139 Übertretungen).

Braunschweig: Gibt es „Corona-Raser“?

Ob die leeren Straßen in der Corona-Krise tatsächlich häufiger zum Rasen verleiteten, darüber gibt es auch in anderen Städten (noch) keine klaren Erkenntnisse. Ein Phänomen „Corona-Raser“ lasse sich – zumindest in absoluten Zahlen – nicht bestätigen, hieß es in Osnabrück. Die Fallzahlen der stationären Überwachung in den Monaten Januar und Februar seien deutlich höher als von März bis Mai ­– dabei wurde allerdings nicht die Anzahl der Fahrzeuge auf den Straßen ins Verhältnis gesetzt. In der Stadt Bremen waren im April dieses Jahres die Fallzahlen der technischen Verkehrsüberwachung leicht rückläufig. Grundsätzlich lasse ein so kurzer Betrachtungszeitraum aber keine aussagekräftige Bewertung zu, erklärte eine Sprecherin.

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Auch die Auswirkungen des neuen Bußgeldkatalogs werden etwa in Braunschweig erst in einigen Monaten bewertet werden können, wie ein Sprecher mitteilte. Im Mai 2020 wurden 206 Geschwindigkeitsverstöße registriert, bei denen ein Fahrverbot die Folge sein könnte (bei 1595 Verstößen insgesamt). Im Mai 2019 wurden insgesamt 52 Fahrverbote verhängt (bei 1411 Geschwindigkeitsverstößen). In Emden wurden im Mai 48 Verfahren eingeleitet, bei denen ein Fahrverbot die Folge sein könnte. Im Mai 2019 wurde in 25 Verfahren ein Fahrverbot angeordnet.