Hannover. Manche haben des Coronavirus Angst, mit dem Zug zu fahren. Andere sind sehr sorglos. Was macht die Deutsche Bahn, um die Krise zu bewältigen?

Ist es Leichtsinn oder Vergesslichkeit? Mitten in der Coronavirus-Pandemie halten sich keineswegs alle Kunden an der Information der Deutschen Bahn im Hauptbahnhof Hannover an die Abstandsregeln – trotz Absperrband und Hinweisen auf Plakaten. Eine Bahn-Mitarbeiterin sitzt hinter der Plexiglasscheibe des Schalters, neben sich Desinfektionstücher. „Das hilft schon“, meint sie. Zu nah möchte sie den Kunden aber nicht kommen: „Wenn sie einen Mundschutz tragen – gut. Sonst gehe ich einen Schritt zurück.“

Corona-Krise: Verkehr bei der Bahn geht langsam wieder hoch

Die Deutsche Bahn rüstet sich in der Corona-Krise für steigende Fahrgastzahlen. Zwischenzeitlich brach die Zahl der Fahrgäste massiv ein. Aber inzwischen gehe der Verkehr langsam wieder hoch, sagt eine Bahnsprecherin. Mitten in der Krise seien zwar 75 Prozent der Fernzüge gefahren, aber nur 15 Prozent der üblichen Fahrgastzahlen wurden erreicht. Am Hauptbahnhof Hannover, einem wichtigen Knotenpunkt, seien vor der Krise täglich rund 200.000 Besucher gezählt worden, sagt die stellvertretende Bahnhofsmanagerin Denise Paulat-Dittmer. In der Krise war es nur noch ein Viertel davon – inzwischen aber nur noch 20 Prozent weniger.

Die Deutsche Bahn hat sich vorgenommen, Fahrgäste und Mitarbeiter vor einer Infektion zu schützen - Durchsagen und Anzeigen weisen auf die Maskenpflicht hin, Streifen der DB Sicherheit achten im Hauptbahnhof auf die Einhaltung der Maskenpflicht, wie Paulat-Dittmer sagt. Schon am Eingang mahnen Plakate: Abstand halten, Masken aufsetzen. Nicht nur an der Information, auch im Reisezentrum sind Plexiglaswände errichtet, Absperrbänder sind gespannt und nur zehn Reisende dürfen gleichzeitig hinein. Spender mit Desinfektionsmittel stehen bereit. Für die Mitarbeiter hat die Bahn laut Paulat-Dittmer 19 Millionen Mund-Nase-Bedeckungen beschafft.

Deutsche Bahn plant trotz Corona keine Reservierungspflicht

In den Zügen ist der Abstand zwischen den Reisenden bei der aktuellen Auslastung laut Bahn ausreichend. Man achte darauf, die Fahrgäste auf die ganze Länge des Zuges zu verteilen. Die Kapazität solle erweitert, der Fahrplan ausgebaut werden, Ticketkontrollen sollen kontaktlos sein. Eine Reservierungspflicht solle es aber nicht geben, sagt die Sprecherin. „Bei steigenden Reisendenzahlen wird es die Situation geben, dass 1,50 Meter Abstand nicht einzuhalten sind - dafür gibt es die Maskenpflicht.“

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace rechnet dennoch damit, dass viele Menschen aus Sorge vor Ansteckungen öffentliche Verkehrsmittel weiter meiden werden und stattdessen das Auto nehmen.

4300 Menschen sorgen für Reinigung

Paulat-Dittmer sagt, der Bahnhof werde rund um die Uhr gereinigt, Kontaktflächen an Fahrscheinautomaten würden mehrmals täglich desinfiziert – und die Menschen könnten sich kostenlos die Hände waschen. Insgesamt beschäftigt die Deutsche Bahn nach Angaben der Sprecherin bislang 4300 Menschen für die Reinigung. Bis Juli solle es in den Fernzügen 500 sogenannte Unterwegsreiniger geben – doppelt so viele wie bisher. Im August sollten es 600 sein.

Joachim Hartmann vom mobilen Service am Bahnsteig meint, die meisten Fahrgäste hielten sich an die Maskenpflicht – geschätzt mehr als 90 Prozent von ihnen machten mit. Die Zahl der Fahrgäste habe sich von Tag zu Tag gesteigert, sagt er zu seinen Beobachtungen: „Es trauen sich immer mehr Menschen raus.“ dpa

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