Hannover. Eigentlich startet im Mai traditionell die Saison der Schützenfeste. Wegen der Corona-Pandemie wurden schon viele abgesagt.

Für die Bürger in Wahrenholz (Kreis Gifhorn) war die Absage des Schützenfests laut Rolf-Dieter Schulze eine traurige Nachricht. Jedes Jahr freue sich das ganze Dorf darauf, sagte der Vorsitzende der Schützengesellschaft. An manchen Tagen seien üblicherweise rund 1000 Menschen zu dem Fest gekommen. Daraus wird dieses Mal nichts. Der Grund: Das Coronavirus. „Ich weiß jetzt schon, alle werden mit ihrer Familie in ihren Häusern sitzen und mit blutendem Herz dem Schützenfest nachtrauern“, sagte Schulze.

Corona: Volksfeste aller Art bis Ende August untersagt

In vielen Dörfern ist das Schützenfest einer der wichtigsten Termine im Jahreskalender. Wegen der Corona-Pandemie sind nun viele auf dem Land und auch das Schützenfest in Hannover abgesagt worden, das sich als größtes seiner Art weltweit rühmt. Der Ausfall habe eine historische Dimension, sagte die Sprecherin des Vereins Schützenfest Hannover, Olja Yasenovskaya: „In den letzten 500 Jahren musste das hannoversche Schützenfest wegen der Pest, während der französischen Besatzung sowie im Ersten und Zweiten Weltkrieg ausfallen.“

In Niedersachsen bleiben Volksfeste aller Art ungeachtet der Teilnehmerzahl bis Ende August untersagt. Während Großveranstaltungen allgemein ab 1000 und mehr Teilnehmern untersagt sind, gilt das Verbot unabhängig von der Teilnehmerzahl unter anderem für alle Volksfeste, Kirmesveranstaltungen, Festivals, Schützenfeste.

Abgesagte Feste bringen finanzielle Einußen mit sich

Die abgesagten Feste wirkten sich nicht nur auf das soziale Vereinsleben aus, sondern bringen auch finanzielle Einbußen mit sich. Sie seien wirtschaftlich gesehen sehr wichtig, um Gelder für das Vereinsleben und das übrige Jahr zu akquirieren, sagte Robert Garmeister, Leiter der Abteilung Recht und Verbandsentwicklung beim Deutschen Schützenbund. Zudem könnten die Vereinshäuser derzeit nicht vermietet werden, weil private Feiern nicht stattfinden dürfen. Diese Geldquelle falle komplett weg.

Doch ist es so schlimm, dass Schützenvereine eine Auflösung in Erwägung ziehen müssen? Laut Niedersächsischem Sportschützenverband sei dies bislang nicht der Fall. „Die Wirkung wird aber vielleicht später kommen“, sagte der Geschäftsführer des Verbands, Ulrich Nordmann. Es sei noch zu früh, um darüber eine Aussage zu treffen. „Erst wenn sich im Nachhinein mehrere Vereine auflösen, könnte man dem nachgehen, ob ein Zusammenhang mit dem Ausfall von Schützenfesten vorliegt“, sagt er.

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Schützenbund ermutigt die Vereine, Hilfspakete zu nutzen

Der Deutsche Schützenbund ermutigt die Vereine, Hilfspakete zu nutzen und sich frühzeitig Gedanken zu machen, wie sich diese finanziellen Einbußen ausgleichen lassen könnten. „Ein Großteil der Vereine ist auf die finanziellen Einnahmen durch Schützenfeste angewiesen. Es sind eher wenige, bei denen das nicht der Fall ist“, sagt Garmeister vom Deutschen Schützenbund.

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In der Not sind die Wahrenholzer Schützen erfinderisch geworden. So kamen sie auf die Idee, ein Paket mit Bier aus der Stammbrauerei und Naschereien der traditionellen Schausteller vorzubereiten und dieses an Schützenfest-Liebhaber nach Hause zu liefern. Zudem bereite der Verein ein Video vor, in dem Fotos und Videos der bisherigen Schützenfeste zu sehen sein sollen. Bislang seien doppelt so viele Bestellungen wie ursprünglich angepeilt eingegangen. „Und wir sind noch am Anfang“, hieß es nach Schulze. Das Geld solle der Brauerei und den Schaustellern zugute kommen. dpa