Bad Harzburg. Vor 20 Jahren wurden die ersten Luchse im Harz ausgewildert. Seither sind die Raubkatzen auf dem Vormarsch. Naturschützer fordern aber weitere Hilfe.

Die Luchs-Population im Harz und den angrenzenden Regionen wächst weiter. Im vergangenen Jahr seien erneut zahlreiche Jungtiere geboren worden, sagte der Leiter des Luchs-Projekts beim Nationalparks Harz, Ole Anders. Nachwuchs habe es zuletzt nicht nur im Harz, sondern auch im Solling und im Hils gegeben. Die exakte Zahl der Jungtiere für 2019/2020 liege zwar noch nicht vor, sagte Anders. „Es dürften aber ähnlich viele Jungtiere sein wie im Vorjahr.“

14 Luchs-Weibchen mit Nachwuchs

Nach einer Erhebung, die das Bundesamt für Naturschutz am Donnerstag veröffentlicht hatte, wurden im Monitoring-Jahr 2018/2019 im Harz und den angrenzenden Regionen 14 Luchs-Weibchen mit Jungtieren gesichtet, neun davon in Niedersachsen und fünf in Sachsen-Anhalt.

Für das Jahr 2019/2020 sehe es ähnlich aus, sagte Anders. Endgültige Klarheit werde die Auswertung der von Wildkameras geschossenen Fotos schaffen. „Wir haben allein im Harz derzeit 60 Kamerastandorte“, sagte Anders. Wenn alle Bilder analysiert seien, könne man endgültig sagen, wie viele Weibchen in diesem Jahr wie viel Nachwuchs haben. Luchsinnen haben nach Anders Erfahrung ein bis zwei, in Einzelfällen sogar bis zu vier Jungen.

Luche auch im Elm und Lappwald gesichtet

Im Harz, wo nach Einschätzung der Nationalpark-Experten einschließlich der Jungtiere mittlerweile etwa 90 Luchse leben, werde es keine dramatischen Zuwächse mehr geben, sagte Anders. Die Reviere seien weitestgehend besetzt. Allerdings eroberten die Tiere von Jahr zu Jahr immer größere Territorien in angrenzenden Regionen.

Drei Wildkatzenbabys laufen im Harz in eine Luchs-Foto-Falle

Nachwuchs gebe es in Niedersachsen wie auch im nordhessischen Reinhardswald. Luchse seien auch im Elm und im Lappwald östlich von Braunschweig registriert worden. Ein Tier sei in der Lüneburger Heide unterwegs.

Luchse im Harz ausgewildert – immer schnellere Ausbreitung

Die erfolgreiche Ausbreitung der Harzer Luchse begann im Jahr 2000. Damals wurden die ersten aus Gehegen stammenden Raubkatzen freigelassen. Im Rahmen des Wiederansiedlungsprogramms wurden bis zum Jahr 2006 nach und nach 24 Tiere ausgewildert. Wie viele Luchse seither im Harz und angrenzenden Regionen in Freiheit geboren wurden, lasse sich nur schwer schätzen, sagte Anders. Fest stehe aber, dass die Ausbreitung seit Jahren an Geschwindigkeit zunehme.

Mittelfristig sei es das Ziel, dass sich die Harzer Luchse mit den anderen beiden Luchs-Populationen in Deutschland im Bayerischen und im Pfälzer Wald vernetzen, sagte der Experte. Dies sei für den dauerhaften Bestand der Art hierzulande unerlässlich. Es gebe inzwischen erste Anzeichen, dass Harzer Luchse mit Artgenossen der anderen Populationen in Kontakt gekommen sein könnten. Anders sei optimistisch, dass die Entwicklung weiterhin positiv verläuft. dpa