Hannover. Als Flächen- und Küstenland will Niedersachsen bei der Windenergie vorangehen. Doch der Jobabbau bei Enercon zeigt, wie schwer sich die Branche tut.

Die Krise der Windindustrie beschäftigt nach den angekündigten Einschnitten beim Anlagenbauer Enercon auch den niedersächsischen Landtag. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) will am Dienstag (9.30 Uhr) eine Regierungserklärung zur Zukunft der Windenergie abgeben. Zuletzt hatte sich Weil mit Enercon-Chef Hans-Dieter Kettwig und mit Mitarbeitern des Unternehmens aus Aurich getroffen. Dabei kündigte er bereits an, dass Niedersachsen die vom Bund geplante Regelung, dass neue Windkraftanlagen einen Kilometer Abstand zur Wohnbebauung haben müssen, nicht übernehmen werde.

Weil warnt: Ohne Windenergie können Klimaziele nicht erreicht werden

Enercon hatte die Energiepolitik der Bundesregierung für den Stellenabbau mitverantwortlich gemacht. Von einem Krisentreffen in der Staatskanzlei in Hannover zeigte sich das Unternehmen unbeeindruckt – an dem Stellenabbau führe kein Weg mehr vorbei. „Die Messe ist gelesen“, sagte Geschäftsführer Kettwig vergangene Woche. Am Montag versicherte er in Magdeburg allerdings, dass Enercon weiter mit seinen deutschen Standorten plane.

Ministerpräsident Weil warnte bereits nach Bekanntwerden der Situation bei Enercon, dass Deutschland seine Klimaziele ohne Windenergie nicht erreichen könne. „Wir brauchen einen Neustart bei der Energiewende mit praktikablen Lösungen, um dort, wo Windenergie möglich ist, auch tatsächlich Windenergie zu gewinnen“, sagte er.

Ausbau der Windenergie an Land kam in Deutschland fast zum Erliegen

Die Grünen wollen am Dienstag im Landtag zudem einen „Rettungsplan für die Windenergie“ beantragen. So solle das Land unter anderem die umstrittene Abstandsregelung zu Wohnhäusern im Bundesrat ablehnen und sich im Bund dafür einsetzen, pauschale Abstandsregelungen zu Anlagen der Flugsicherung aufzuheben. Auch solle Niedersachsen im Landesklimagesetz konkrete Ausbauziele für die Onshore-Windenergie festlegen.

Der Ausbau der Windkraft an Land ist in Deutschland fast zum Erliegen gekommen, dabei ist die Windenergie besonders klimafreundlich. Nach Angaben des Umweltbundesamts hat eine Anlage bereits nach drei bis sieben Monaten so viel Energie produziert wie für Herstellung, Betrieb und Entsorgung aufgewendet werden muss. Das sei selbst im Vergleich mit anderen erneuerbaren Energien eine kurze Zeit.

Die Bundesregierung will den Anteil des Ökostroms am Stromverbrauch bis 2030 auf 65 Prozent steigern. Zuletzt lag der Anteil aber lediglich bei 43 Prozent. dpa