Hannover. Mit mehr und vor allem anderen Bäumen als bisher lasse sich das Treibhausgas CO2 besser abbauen, sagen Politiker von CDU und SPD.

In Niedersachsens Wäldern sollen neue Bäume gepflanzt werden, um den Abbau des klimaschädlichen Treibhausgases CO2 zu stärken. Das forderten Landespolitiker von CDU und SPD am Montag. „Wer durch den Harz fährt und die beschädigten Bäume sieht, muss sich die Frage stellen, ob wir nicht zügig Geld in die Hand nehmen müssen, um die beschädigten Wälder aufzuforsten“, sagte CDU-Fraktionschef Dirk Toepffer der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“. „Ich persönlich würde auch im Naturpark Harz umforsten.“

Forscher: Klimawandel mit Aufforstung effektiv bekämpfen

Umweltminister Olaf Lies (SPD) stieß ins selbe Horn. Man dürfe nicht nur auf den CO2-Ausstoß schauen, es gehe um die Gesamtbilanz, sagte er der Braunschweiger Zeitung. „Dafür müssen wir Wälder aufforsten, und zwar weltweit. Es geht um die CO2-Neutralität, nicht darum, dass gar keine Emissionen mehr ausgestoßen werden dürfen.“

Forscher waren kürzlich in einer Studie zu dem Ergebnis gekommen, dass der Klimawandel mit nichts anderem so effektiv bekämpft werden kann wie mit Aufforstung. Laut Weltklimarat (IPCC) müssen für eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad rund eine Milliarde Hektar Land bis zum Jahr 2050 aufgeforstet werden. Derzeit ist die Erde mit 5,5 Milliarden Hektar Wald bedeckt.

Toepffer sagte, eine natürliche Erholung des Baumbestands verlaufe wegen des Klimawandels zu langsam. Stattdessen sollten private Waldbesitzer mehr Geld als bisher erhalten, um bestehende Monokulturen umzuforsten. „Wir haben im vergangenen Haushalt 1,7 Millionen Euro an Waldbesitzer gegeben, das könnte mehr werden.“

Grüne werfen Toepffer falsches Spiel vor

Grünen-Fraktionschefin Anja Piel kritisierte, Toepffer spiele den Schutz der Wälder gegen Maßnahmen in anderen Sektoren wie dem Verkehr, der Energie und der Landwirtschaft aus. „Den Klimawandel bekämpfen wir nur dann erfolgreich, wenn wir alle Sektoren erfassen“, sagte Piel. Sie forderte die „Entkarbonisierung unserer Wirtschaft, den Ausstieg aus den fossilen Energien, eine umweltverträgliche Verkehrswende genauso wie mehr Wald und Moor“.

Neben vom Borkenkäfer befallenen Fichten sterben mittlerweile auch immer mehr Buchen in Niedersachsen. Viele werfen schon jetzt ihr Laub ab. Die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt in Göttingen ging zuletzt davon aus, dass bereits 10 bis 15 Prozent der Buchen betroffen sind. Hitze und Trockenheit, aber auch Starkregen und Stürme setzen den Bäumen zu.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) warnte in der vergangenen Woche vor einem drohenden „Waldsterben 2.0“. Um die Wälder zu erhalten, müssten sie dringend zu „naturnahen Laubmischwäldern“ umgebaut werden. Diese seien widerstandsfähiger als Nadelholz-Monokulturen. Auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) sagte daraufhin, sie erwarte von Waldbesitzern und Förstern, dass sie etwa zerstörte Fichtenwälder durch Mischwälder ersetzen. dpa