Bad Harzburg. . Fast täglich warnen Polizeidienststellen in Niedersachsen vor falschen Polizisten. Doch noch immer fallen vor allem Senioren auf die Masche herein.

Bei mindestens 100 älteren Menschen aus Braunschweig hat es ein angeblicher Hauptkommissar Jansen in der vergangene Woche versucht. Bei einer älteren Frau hatte er schließlich Erfolg. Die 84-Jährige glaubte die Lügengeschichten des falschen Polizisten, die er ihr am Telefon erzählte: Von Bank-Mitarbeitern, die echtes Geld durch Falschgeld ersetzten. Deshalb müsse die Polizei die Banknoten auf Echtheit überprüfen. Die Frau holte ihr Erspartes von der Bank und übergab es einem Unbekannten.

Obwohl die echte Polizei seit Jahren vor dieser Masche warnt, schröpfen falsche Beamte in Niedersachsen nach wie vor im großen Stil ahnungslose Senioren. Zwischen Januar und September dieses Jahres seien mehr als 70 Fälle bekannt geworden, in denen Betrüger mit der Polizisten-Masche Erfolg hatten, sagte Marius Schmidt vom Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen der Deutschen Presse-Agentur.

Schadenssumme um 60 Prozent gestiegen

Dabei erbeuteten die Täter insgesamt rund vier Millionen Euro. Die Schadenssumme war damit in den ersten drei Quartalen 2018 bereits um 60 Prozent höher als im gesamten Vorjahr. Die falschen Polizisten gaukeln ihren Opfern am Telefon vor, sie würden von Einbrechern bedroht und sollten deshalb zur Vorsicht Geld und Schmuck abgeben.

Dass die echten Ermittler gelegentlich falsche Polizisten fassen, so wie im September, als in Hameln drei Verdächtige festgenommen wurden, scheint die Betrüger kaum abzuschrecken. In den vergangenen Tagen hat sich die Zahl der erfolgreichen Gaunereien jedenfalls weiter erhöht.

In Bad Harzburg im Landkreis Goslar wurde ein 80-jähriger Rentner am Donnerstag um 10000 Euro erleichtert. In Hannover büßte ein 79-Jähriger 20.000 Euro ein. In Burgdorf händigte eine 79-jährige Frau den Betrügern Schmuck und 15.500 Euro aus, die sie zuhause aufbewahrt hatte. In Meppen wurde ein 97-Jähriger um „einen erheblichen Geldbetrag“ gebracht, wie es im Polizeibericht heißt. Und im Kreis Stadte erlangte ein falscher „Kommissar Berger“ mehrere Tausend Euro.

Im Heidekreis fiel ein 51-jähriger Mann auf einen Anrufer herein, der ihm am Telefon vorgaukelte, seine Muter sei ins Visier einer Diebesbande geraten. Damit die Polizei die Bande festnehmen könne, solle er den Lockvogel spielen und einen Geldbetrag deponieren. Der 51-Jährige tat, wie ihm geheißen. Doch es kam nicht die echte Polizei, sondern ein Unbekannter, der das Geld schnappte und mit der Beute auf einem Rennrad davonfuhr.

Zum Glück war die Bank geschlossen

Glück hatte dagegen eine 86-Jährige am vergangenen Mittwoch in Hildesheim. Sie wollte zwar ebenfalls Geld von der Bank holen, weil sie die Lügengeschichten glaubte. Sie kam nicht an ihr Erspartes, weil das Geldinstitut geschlossen war.

Wie viele Betrugsversuche scheitern, etwa weil die Angerufenen einfach auflegen, ist unbekannt. Dazu gebe es keine gesicherten Erkenntnisse, sagte LKA-Sprecher Schmidt. Allerdings dürfte die Zahl der Versuche um ein Vielfaches höher liegen, als die Zahl der vollendeten Taten. In den vergangenen Wochen wurden nicht nur aus Braunschweig und Bad Harzburg, sondern zum Beispiel auch aus den Landkreisen Göttingen, Cloppenburg, Osnabrück, Stade und Wittmund sowie aus der Region Hannover an einzelnen Tagen Dutzende verdächtige Anrufe gemeldet. Alleine die Polizei Hannover erhielt am vergangenen Montag 48 Hinweise zu Anrufen falscher Polizisten.