Das schönste Amt neben dem Papst nannte Ex-Parteichef Franz Müntefering den SPD-Vorsitz einmal. Das muss lange her sein. Die taz titelte nun: „Scheißjob zu vergeben.“ Kein Wunder, dass Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil sich das nicht antun will. Womöglich muss er in die richtige Richtung geschubst werden.

Der Mann ist beliebt. Unter den SPD-Wählern fällt sein Name für den SPD-Vorsitz laut Umfrage am häufigsten. „Spiegel“-Kolumnist Jan Fleischhauer bezeichnete ihn als derzeit wichtigsten Sozialdemokraten. Das trifft es. Weil regiert unter den SPD-Ministerpräsidenten das größte Flächenland. Und er kann kämpfen, ist nervenstark, ein geschulter Taktiker. Weil ist auch ein Kümmerer, er nimmt die Leute ernst. Diese Fähigkeiten brauchen sie in der SPD – gerade jetzt.

Altkanzler Gerhard Schröder hatte stets ein besonderes Gespür für Macht. Er bescheinigte Weil sogar das Zeug zum Kanzler.

Lange wurde der Niedersachse als provinziell und langweilig belächelt. Spätestens aber, als das rot-grüne Regierungsbündnis im August 2017 nach dem Ausscheren der Abgeordneten Elke Twesten zerbrach, zeigte Weil, was in ihm steckt. In einem Parforceritt wandelte er einen Zehn-Prozentpunkte-Rückstand gegenüber der CDU bis zum Wahlabend in einen Vorsprung um. Weil absolvierte einen Wahlkampfauftritt nach dem anderen, bewies große Zähigkeit. Der Wirtschafts- und Finanzfachmann müsste inhaltlich an seinem Profil arbeiten. Doch hinter Weil kommt in der SPD derzeit erst mal lange nichts.