Darauf muss man erst einmal kommen: Da wird die Braunschweiger Stadtverwaltung auf Zuruf der Medien aktiv und macht des Nachts vor sechs Braunschweiger Clubs den ultimativen Einlasstest, um zu prüfen, ob dort ethnische und religiöse Diskriminierung stattfindet.

Wie man aktiv wurde? Indem man für die Hauptstoßzeit der Clubs Probanden engagierte. Laut Pressemitteilung „zwei Personen mit erkennbarem Migrationshintergrund“ und zwei „Vergleichspersonen“ die man gemeinsam zu den Türstehern schickte.

Wie nun jemand erkennbar nach Migrationshintergrund aussieht, welchem Stereotyp die Beamten da folgten, reichte die natürliche Hautfarbe der engagierten Schauspieler, murmelte einer der Probanden Suren aus dem Koran, um auch die religiöse Diskriminierung nachzuweisen? All das erzählt uns die Pressemitteilung nicht.

Die beiden „Migranten“ wurden nun in vier von sechs Clubs nicht eingelassen. Die Vergleichspersonen – stereotyp blond und blauäugig? Wir wissen das alles nicht – durften hingegen eintreten. Damit war dann die Diskriminierung vollzogen, die Bußgeldbescheide können geschrieben werden.

Aber was will man erreichen? Soll hier nun der private Clubbetreiber seine Türpolitik aussetzen und als letztes Glied der Kette die Mammutaufgabe der Integrationsarbeit erledigen? Das kann nicht sein. Ein angesagter Club lebt nun mal in erster Linie von der Selektion an der Tür. Es gewinnen die Clubs mit dem so generierten Wohlfühlfaktor. Garant dafür ist die Türpolitik – die Auswahl einer speziellen Zielgruppe. Sie ist der erste und letzte Gedanke des Clubbesitzers.

Das Staatstheater macht es übrigens über die Eintrittspreise. Es gäbe die freie Volksbühne? Aber wie viele Migranten und Flüchtlinge sind da unterwegs? Keine. Denn gekommen sind vorwiegend junge Männer. Und die wollen nicht ins Theater, die wollen junge Frauen kennenlernen. Aber die bleiben solchen Clubs fern, in denen man Verhaltensweisen wie in Köln in der Silvesternacht fürchten muss. Alles Quatsch?

Nein, wenn man Aufklärungsbroschüren in arabischer Sprache trauen darf, die den jungen Männer erklären, dass eine freie Frauenschulter noch nicht als Aufforderung zu mehr verstanden werden darf.

Auch Polizeiarbeit orientiert sich übrigens schon aus Prinzip an solchen Äußerlichkeiten, wie man sie Türstehern nun nach Niedersächsischem Gaststättengesetz als Diskriminierung auslegen will. Beispiel? Vor Jahren wurde in einem Braunschweiger Club eine Großrazzia durchgeführt aufgrund der hohen Anzahl farbiger Gäste (BZ berichtete). Der Grund: Im Visier sind in erster Linie Schwarzafrikaner. Sie beherrschen den Kokain-Markt in Braunschweig, so die Polizei, zu nahezu 100 Prozent.

So betrachtet hätte der erste Lackmustest für die Verwaltung auch ein ganz anderer sein können: Dann hätte man nämlich einen Beamten nächtens mit 1000 Euro am Waisenhausdamm losgeschickt, Drogen zu kaufen – und man wäre erstaunt gewesen, dass er sein Geld schon am Friedrich-Wilhelm-Platz erfolgreich umgesetzt hätte. Deshalb, weil er konsequent nur die anwesenden Farbigen angesprochen hätte.

Was bitte soll der Clubbesitzer nun tun?

Zum einen muss er seinen Club voll bekommen, dafür wünscht er sich Frauen, die gerne kommen und nicht belästigt werden. Zum anderen muss er private Polizeiarbeit leisten, weil er nun mal das Hausrecht konsequent durchzusetzen hat und Razzien vermeiden will.

Es ist hier im Kleinen wie im Großen. Wer sich anpasst, gewinnt. Nur ist diese spezielle Form der Integration in ein Clubgeschehen noch schwerer als eh schon im gesamtgesellschaftlichen Kontext. Dass wissen auch viele einheimische Abgewiesene. Doch, man kann es so sagen: Hier wirkt eine besonders filigrane, eine private und keine staatlich verordnete Leitkultur made by Clubbesitzer.

Wer das nicht mag, kann sich einen anderen Club aussuchen oder eben dort hingehen, wo es keine komplizierten Verhaltensregeln, also auch keinen Türsteher gibt. Ja, tatsächlich: Auch in der Brunsviga kann es nett sein. Niemand zwingt zu einem Clubbesuch, wo eigene Clubregeln diesen begehrten Wohlfühlfaktor erzeugen. Viele Gäste empfinden es im Übrigen genau so: als individuelles, als vorübergehendes Privileg und sicher nicht als einklagbares Menschenrecht.

Wie auch immer sich der Fall nun darstellt, politisch motiviert ist er ganz sicher nicht. Denn dass es Probleme mit Flüchtlingen und Migranten in Clubs gibt, musste auch ein linksalternativer Club in Leipzig-Connewitz erfahren. Monatelang gab es dort massive Probleme mit dieser Klientel, die sich auf „Veranstaltungen nicht zu benehmen wissen“. Frauen wurden sexuell belästigt und beklaut.

Das Problem sei vielschichtiger, als von vielen Linken angenommen. In Leipzig wurde mehr Security eingestellt und der Eintritt um einen Euro angehoben.