Leser Werner Heidemann schreibt zum Beitrag „Technik, Sauna und kühle Koffein-Cocktails“ aus dem Wochenend-Magazin vom 11. August:
Seit längerer Zeit gibt es verstärkte Bemühungen, einer sprachlichen Verrohung in den sozialen Netzwerken und im Umgang miteinander entgegenzutreten. Auch unser Bundespräsident hat dies jüngst wieder angemahnt. Umso ärgerlicher finde ich es, wenn im oben genannten Artikel über das „Hacken Open Air“ durch Fettdruck und Hervorhebung das Vorstandsmitglied René Stegmaier mit den Worten zitiert wird: „Wir sind weltoffen. Rechtes Gesindel wollen wir hier nicht haben.“ „Gesindel“ ist ein menschenverachtendes Wort, welches direkt aus dem Wörterbuch des Unmenschen entnommen ist. Es mag dem Sprachgebrauch von Herrn Stegmeier entsprechen, derartig herabwürdigende Worte für politisch Andersdenkende zu verwenden. Dass diese Zeitung dies aber auch noch prominent hervorhebt, ist mir unverständlich. Etwas mehr Sensibilität im sprachlichen Umgang muss ich von einer qualitätsbewussten Zeitung erwarten dürfen.


Der Autor des Beitrags nimmt Stellung:

Ich habe das Zitat ausgewählt, weil ich es als klares politisches Bekenntnis eingeordnet habe, was ich grundsätzlich positiv finde. Es ist eine Meinungsäußerung, wie sie in unserem Land ja glücklicherweise erlaubt ist. Vielleicht war der Ausdruck „rechts“ etwas unpräzise, aber er war im Sinne von „rechtsextrem“ gemeint.


Die Ombudsräte Tilla Scheffer-Gassel und David Mache schreiben:
Der Leser bemängelt die prominente Hervorhebung einer Aussage des Vereinsvorsitzenden, in der er von „rechtem Gesindel“ spricht, das beim Hackercamp nicht erwünscht sei. Nicht zu beanstanden ist, dass das wörtliche Zitat neben anderen Aussagen im laufenden Text gebracht wird. Die besondere Hervorhebung des Zitats in fettgedruckter Schrift unter der gelben Linie und mit dem Foto des Zitierten wäre trotz der nicht angemessenen Wortwahl nicht zu beanstanden, wenn sie die Gesamtaussage des Textes widerspiegeln würde. Doch der sehr informative Text befasst sich nicht primär mit politischen Fragen, sondern viel mehr mit Tätigkeit und Selbstverständnis von Hackern und trägt sicherlich zu einem Abbau von Vorbehalten gegenüber dieser Szene bei. Die verwendeten Bilder zeigen die Unkonventionalität und Freude der jungen Hacker an ihrer Tätigkeit, sie spiegeln den wesentlichen Inhalt des Berichtes.

Die gewählte besondere Heraushebung des in der Wortwahl nicht angemessenen Zitates entspricht weder den Hauptaussagen des Berichtes noch seiner Aufmachung mit einer locker formulierten Überschrift und den Bildern. Deshalb hätte auf die besondere Heraushebung der Aussage: „Wir sind weltoffen. Rechtes Gesindel wollen wir hier nicht haben“, verzichtet werden sollen.