„Harte Arbeit, Kirche und Vaterland werden als Orientierungsangebot für die Wählerschaft anno 2022 nicht ausreichen.“

Der Auftakt zum „Neustart“ der CDU in Niedersachsen ist schon mal gutgegangen. Sebastian Lechner, neuer starker Mann der Partei, erhielt in Braunschweig mit 88,5 Prozent ein ordentliches Ergebnis bei seiner Wahl zum Vorsitzenden. Als CDU-Generalsekretär unter Bernd Althusmann hatte Lechner den verkorksten Wahlkampf mit zu verantworten. Das hat die Partei nicht vergessen. Und wer entschlossen als Fraktions- wie Parteichef seinen Hut in den Ring wirft, tritt notgedrungen etlichen mächtig auf die Füße. So gesehen kann Lechner mit den Gegenstimmen leben.

Das muss der neue CDU-Vorsitzende Lechner leisten

Der neue Vorsitzende muss aber nicht nur die CDU so in der Mitte platzieren, dass sie auch für potenzielle Grünen-Wähler interessant wird. Lechners Braunschweiger Rede, durchdrungen von reichlich konservativem Pathos, ließ davon noch wenig bis nichts anklingen. Das mag daran liegen, dass es beim Parteitag weniger um Programmatik ging als um eine „Sebi-Show“ – also genau das, was Lechner für die kommenden Jahre ausgeschlossen hat. Harte Arbeit, Kirche und Vaterland werden als Orientierungsangebot für die Wählerschaft anno 2022 nicht ausreichen.

Schon deshalb nicht, weil der CDU dann bei der nächsten Landtagswahl eine Machtoption fehlt. Beim Blick in andere Bundesländer zeigt sich deutlich, welches Modernisierungsdefizit die Niedersachsen-CDU mit sich herumschleppt hat. Für ideologische Scheuklappen, die bei Niedersachsens Grünen fester sitzen als anderswo, kann die CDU nichts. Die konstruktive Auseinandersetzung und die nötigen Kontakte hat sie aber schleifen lassen. Lechner ist in eine Startposition gerückt, nicht mehr und nicht weniger. Nun geht es um eine klare Programmatik und einen zeitgemäßen Stil.

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