Meinung. „Diess? Der war den Porsches letztlich wohl doch ein zu eigenständiger Kopf.“

Ist das der endgültig letzte Akt im abendfüllenden Drama rund um Volkswagen? Der Abgang des bisherigen Hauptdarstellers Herbert Diess kam jedenfalls so abrupt, als sei er auf der großen Bühne von einer Kugel aus dem Dunkeln entleibt worden. Der Vorhang fällt und das Publikum geht verstört und rätselnd nach Hause. Wer hat ihn gemeuchelt, was hat ihn zu Fall gebracht – wollte er gar selbst nicht mehr?

Am Tag des Urlaubsbeginns in den deutschen Werken hatte sich der große Netzwerker Diess noch auf LinkedIn an die weltweite Belegschaft gewandt und sich für die Arbeit im ersten Halbjahr bedankt. Er dankte auch seinen Managern und blickte schon mal auf den Rest des Jahres. Überall sei Aufbruch erkennbar. Tatsächlich ist das Führungsteam des Riesenkonzerns jetzt stabil aufgestellt. Die Stammspieler stehen fest. Und mit Oliver Blume jetzt auch der neue Kapitän.

Ein Braunschweiger kommt an die Spitze des Wolfsburger VW-Konzerns

Der Name des gebürtigen Braunschweigers lässt offenbar bei den Anteilseignern die schönsten Börsenfantasien blühen. Er steht für gute Zahlen in der allgemeinen Krise und für eine schneidige Expansionsstrategie seiner Marke. Blume beherrscht das Luxussegment. Luxus geht immer. Ob er einen eigentlich viel zu großen Gesamtkonzern zusammenhalten kann und will, wird man sehen. Vielleicht wird er ihn auch in hübsche kleine und vor allem profitable Einheiten portionieren.

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An seiner Seite steht mit Arno Antlitz ein Finanzexperte, der weniger smart auftritt, aber dafür mit Frösteln machender Kühle knallharte Renditerahmen zu zimmern weiß. Ob das gut ist für eine Volumenmarke wie VW? Eher nicht. Eins ist gewiss: Das Drama wird sich nicht mehr auf offenen Bühnen vollziehen. Die in Salzburg – das sind in erster Linie die Porsches – erleben jedes Jahr in ihrer Heimatstadt großes Theater. Das reicht ihnen. Bei Volkswagen soll und wird es künftig geräuschlos wie in einem feinen Bankhaus zugehen. Was vor über einem Jahrzehnt kläglich misslang, wird nun Realität.

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Volkswagen wird von Stuttgart aus regiert. Und Diess? Der war den Porsches letztlich wohl doch ein zu eigenständiger Kopf und ein zu großer Provokateur. Ein Salzburger Jedermann war er jedenfalls nicht.