„Dass Reimann in der Corona-Krise endgültig zur Zielscheibe der Opposition wurde, lag nahe, greift aber zu kurz.“

Der große Auftritt und die griffige Botschaft waren nicht ihr Ding. Und eine Technikerin der Macht, das war die langjährige Bundestagsabgeordnete Carola Reimann gewiss auch nicht .

Das ganz große Rad, an dem Ministerinnen vom Schlage einer Ursula von der Leyen in Niedersachsen auch im Sozialministerium drehten, überließ Niedersachsens Sozialministerin anderen –wenn denn überhaupt einer kam, es zu ergreifen. Reimann schien eher der fachlichen Seite ihres Politikbereichs nahe. Nun braucht Politik neben Sachverstand aber auch Führung, Durchsetzungsstärke, Pragmatismus und klare Kommunikation. Dass Reimann schon vor der Corona-Pandemie ins kurze Gras geraten war, war kein Zufall. Es war die Folge eines eher technokratisch-verwaltenden Politikstils. Dessen Unzulänglichkeiten traten unter Corona-Bedingungen besonders zutage.

Dass Reimann in der Corona-Krise endgültig zur Zielscheibe der Opposition wurde, lag nahe, greift aber zu kurz. Wo es in der Landespolitik langgeht, bestimmt der Ministerpräsident. Und ein Ministerium besteht nicht nur aus der Ministerin. Viel spricht dafür, dass Weil mit Reimann weitermachen wollte. Die SPD-Frau zieht sich nun selbst zurück, aus offenbar schwerwiegenden gesundheitlichen Gründen . Ob Niedersachsen nun durchstartet, liegt nicht nur an der Nachfolgerin.