Die Corona-Krise gefährdet die CO2-Einspar-Pläne wohl nicht, macht sie aber noch schwerer erreichbar.

Die europäische Stahlbranche leidet seit langem unter den Überkapazitäten auf dem Weltmarkt und den daraus folgenden Billig-Stahl-Importen. Jetzt haut zusätzlich die Corona-Krise rein – auch bei der Salzgitter AG. Sie schreibt im ersten Halbjahr tiefrote Zahlen, auch für das Gesamtjahr erwartet der zweitgrößte Stahlhersteller Europas einen Millionenverlust. Weil sich der Stahlproduzent aber konsequent breiter aufstellt und sein Geschäft diversifiziert, kann er solche Krisen etwas besser abpuffern als zum Beispiel der Wettbewerber Thyssenkrupp aus dem Ruhrgebiet.

Zugleich braucht die Salzgitter AG wie die gesamte Stahlbranche aber jeden Cent – und politische Schützenhilfe –, um ihr Stahlproduktion den EU-Zielen entsprechend CO 2 -ärmer, klimafreundlicher zu machen.

Die Corona-Krise gefährdet diese Pläne wohl nicht, macht sie aber noch schwerer erreichbar, weil die Liquidität der Branche schrumpft. Auch vor der Krise war Salzgitter auf eine Startfinanzierung für das „Salcos“-Projekt angewiesen, bei dem das Unternehmen mithilfe von Wasserstoff Stahl erzeugen will. Nach der Krise wird es umso mehr darauf angewiesen sein.

Politiker aller Ebenen geben sich bei der Salzgitter AG zwar inzwischen die Klinke in die Hand – heute etwa besichtigt Grünen-Politiker Anton Hofreiter das Werk – aber eine Zusage zur finanziellen Unterstützung hat sie noch nicht. Diese ist nach Corona nötiger denn je. Innovationen der Krise zu opfern, wäre jedenfalls fatal.