Braunschweig. Der Regionalverband stellt zwei Ennos für die „Weltneuheit“ bei Regionalzügen.

In unserer Region wird ein weiteres bedeutendes Forschungsprojekt zur Mobilität der Zukunft angesiedelt. Alstom will mit zwei Enno-Zügen des Regionalverbands Großraum Braunschweig fahrerlose Züge testen, wie der französische Zugbauer am Mittwoch mitteilte. Vorgesehen ist dafür die Strecke zwischen Braunschweig und Wolfsburg. Das Forschungsprojekt soll 2021 starten und ist auf drei Jahre angelegt, ab 2023 soll die Technik im regulären Fahrgastbetrieb erprobt werden.

Alstom, das einen seiner größten Standorte in Salzgitter betreibt, ist nach eigenen Angaben weltweit führend bei der Ausrüstung für den automatischen Betrieb (ATO) von U-Bahnen. Der Test in unserer Region werde nun eine Weltneuheit für Regionalzüge. Die Züge werden dafür mit der ATO-Technik ausgerüstet, um zwei Automatisierungsgrade zu erproben: Im regulären Fahrbetrieb soll ein Zug völlig autonom fahren, allerdings mit Begleiter, der im Notfall eingreifen kann. Beim Rangieren soll der Zug sogar ohne Personal an Bord fahren, aber mit einer Fernsteuerungsmöglichkeit.

Energieverbrauch soll sinken

Jörg Nikutta, Sprecher der Geschäftsführung von Alstom in Deutschland und Österreich, erklärte in der Mitteilung: „In der Zukunft werden automatisierte Züge den regionalen Bahnbetrieb optimieren, den Energieverbrauch senken und den Fahrkomfort erhöhen.“ Damit werde das hochautomatisierte Fahren einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz leisten und zur Entwicklung eines modernen, attraktiven Bahnsystems beitragen. Nach der Entwicklung des weltweit ersten Wasserstoffzuges Coradia-I-Lint sei Alstom mit dem Piloten für Regionalzüge im automatisierten Betrieb erneut innovativer Vorreiter. Der Wasserstoffzug stammt aus dem Salzgitteraner Alstom-Werk.

An dem neuen Forschungsprojekt beteiligt sind auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie die Technische Universität (TU) Berlin; die Metronom-Eisenbahngesellschaft fährt die Züge im Auftrag des Regionalverbands. Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) lobte: „Dass wir in Niedersachsen neben dem Testfeld für automatisierte und vernetzte Mobilität auf der Straße nun auch die Erprobung und Weiterentwicklung des automatischen Zugbetriebes vorantreiben können, ist ein entscheidender Schritt für die Zukunft des Personenverkehrs auf der Schiene.“ Das Modellprojekt verspreche einen hohen Grad an Innovation, „den wir für klimafreundliche und leistungsfähige Mobilitätsangebote brauchen“.

Ausgezeichnet vom Bundeswirtschaftsministerium

Das Bundeswirtschaftsministerium hat das Projekt als eines von mehreren „Reallaboren – Testräume für Innovation und Regulierung“ ausgezeichnet. Erkenntnisse aus den Tests sollen entscheidend dazu beitragen, die Rechte und Vorschriften für den automatischen Zugbetrieb weiterzuentwickeln. Eingebunden werden sollen daher auch alle zuständigen Stellen in Politik und Verwaltung über die Deutsche Bahn, Belegschaften und Gewerkschaften bis zum Eisenbahnbundesamt. Das Land Niedersachsen nimmt hier laut Alstom eine entscheidende Führungsrolle ein und setze darauf, dass automatische Züge – mit Personal zur Sicherheit an Bord – bald Serienreife erlangen.

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