„Faktensicherheit, Nüchternheit, Realismus, Pragmatismus im Regierungshandeln sind gefragt.“

Tun wir in Deutschland genug für die Eindämmung der Corona-Krise? Diese Frage wird man je nach Verlauf in einigen Wochen beantworten können. Eine Antwort aber steht jetzt schon fest. Wir tun deutlich mehr als die USA oder Großbritannien. In beiden Ländern wacht eine verunsicherte Bevölkerung auf und stellt fest, dass die großen Redenhalter, US-Präsident Donald Trump und der britische Premier Boris Johnson, nur sehr wenige Maßnahmen ergriffen haben, um ihre Bevölkerung gegen das Virus zu schützen.

Die Populisten müssen jetzt ihren Eignungstest bestehen: Faktensicherheit, Nüchternheit, Realismus, Pragmatismus im Regierungshandeln sind gefragt. Diese Eigenschaften gehören nicht zum Werkzeugkasten eines Redenschwingers. Trump etwa hat es geschafft, mit seinem unsittlichen Angebot an eine deutsche Firma, die an einem Impfstoff gegen Corona forscht, die Reputation seines Landes aufs Spiel zu setzen. Ein Impfstoff nur für Amerikaner? Damit verspielt man ohne Not jedwede internationale Solidarität. Die Börsen sind auch wegen Trumps – falscher – Aussage in den Keller gerauscht, dass ebenso der Güterverkehr von den Einreisesperren für Europäer betroffen ist. Es war eine der teuersten Reden aller Zeiten. Sie zeugte vor allem von schlichtem Nicht-Wissen. Der Brasilianer Jair Messias Bolsonaro , der schon die Brände in seinen Urwäldern nicht sehen wollte, erklärte Corona zur Hysterie – bis es in seiner unmittelbaren Umgebung auftauchte. In Großbritannien wiederum schreiben jetzt Naturwissenschaftler und Mathematiker Brandbriefe an die Regierung, endlich Menschenansammlungen zu unterbinden. Es ist nicht die Stunde der Populisten – und das ist gut so. Auch wenn die Welt auf die Entlarvung der Aufschneider in dieser Größenordnung gern verzichtet hätte.