„Erschreckend ist die Erkenntnis, dass vielen der gesunde Menschenverstand abhanden gekommen zu sein scheint.“

Leergeräumte Supermarktregale, reales Klopapier-Verlusttrauma, Börsen im freien Spiel des Achterbahnwahnsinns, Angstschübe in der Wirtschaft, Aktionismus in der Politik, und nur noch ein Thema, nein, das Thema in den Medien: Seit die Corona-Welle aus Asien nach Europa geschwappt ist, scheint das Ende der Welt näher denn je. Das jedenfalls lässt die allgemeine Corona-Hysterie in diesen Tagen vermuten. Das wirklich Furchterregende daran: das irrationale Verhalten vieler Menschen. Das wirklich Irre daran: Eigentlich ist doch gar nicht so viel passiert.

Das zeigen zum Beispiel Zahlen der Johns-Hopkins-Universität in den USA, die zu den renommiertesten Hochschulen weltweit gehört. Sie führt 116.119 Menschen auf (Stand Dienstagnachmittag), die sich rund um den Globus mit dem Coronavirus infiziert haben. 64.385 sind inzwischen genesen, 4087 von ihnen sind gestorben, 2 davon in Deutschland.

2 von 80 Millionen. Ist das außer für die Opfer und ihre Angehörigen wirklich eine Katastrophe, ein Anlass zu Panikkäufen und zu Aktien-Panikverkäufen?

Zum Vergleich: Jeden Tag sterben in Deutschland im Schnitt mehr als acht Menschen bei Verkehrsunfällen. Die Influenza (Grippe) hat in der aktuellen Saison, die im Oktober begann, in Deutschland nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) bereits 202 Menschenleben gefordert. In Summe weist das RKI für die aktuelle Saison 119.280 Influenza-Infektionen in Deutschland aus. Wer spricht davon, wer bekommt Panik, wer sagt Veranstaltungen ab?

Längst ist das Coronavirus zum Politikum geworden. Zum Beispiel, wenn es um das Absagen von Veranstaltungen geht. Steht dabei wirklich der Schutz der Menschen im Vordergrund, oder doch mehr die Angst der Verantwortlichen vor dem Vorwurf unverantwortlichen Handelns? Wenn Veranstaltungen wirklich so gefährlich wären, dann müsste zum Beispiel doch auch das kollektive Einkaufen auf Märkten oder – noch schlimmer – in geschlossenen Supermarkt-Gebäuden untersagt werden. Tut aber niemand.

Das Erschreckende an der Corona-Hysterie ist die Erkenntnis, dass vielen von uns der gesunde Menschenverstand abhanden gekommen zu sein scheint, das Vermögen, eine ungewohnte und unbequeme Situation mit kühlem Verstand einzuschätzen und zu bewerten – ohne panisch zu werden. Offenbar leben viele von uns in einer Blase, die von dem, was sich reales Leben nennt, abgekoppelt ist. Getragen werden diese Blasen oft von inhaltlichem Bullshit in den sozialen Netzwerken. Dort kann man sich prima ohne Rückkopplung von außen die eigenen Fehleinschätzungen bestätigen lassen.

Wenn das Coronavirus etwas Gutes hat, dann das Offenlegen dieser gesellschaftlichen Fehlentwicklungen. Ob das zu einem Lernprozess führt, bleibt abzuwarten. Und es bleibt die bange Frage, wie die Menschen reagieren, wenn es wirklich mal zu einem echten Katastrophenfall kommt.

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