„Aldi darf sich wohl auf weitere Proteste einstellen, die dem Image des Discounters nicht dienen.“

War da was? Bundeskanzlerin Angela Merkel und Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (beide CDU) haben sich erst Anfang Februar mit Vertretern des Einzelhandels und der Ernährungsindustrie getroffen, um über faire Lebensmittelpreise zu reden. Wie „viel“ Eindruck das gemacht hat, zeigt nun Marktriese Aldi. Der Discounter hat angekündigt, seine Preise für Milchprodukte weiter zu senken. Dabei ist ein Liter fettarme Milch dort heute schon für 65 Cent zu haben. Als Gründe gibt Aldi eine sinkende Nachfrage und einen geschwächten Weltmarkt an.

Betriebswirtschaftlich wird es für die Milchbetriebe mit einer Preissenkung aber immer enger. Sie schmälert nicht nur das Einkommen der Landwirte bis zur Existenzkrise, sondern führt unweigerlich auch zur Frage nach dem Tierwohl. Denn welcher Bauer hat unter so hohem finanziellen Druck ausreichend Zeit und Mittel, sich um die Gesundheit und das Wohlergehen seiner Kühe und Kälber zu kümmern?

Salzgitteraner Landwirte haben sich nun mit den Milchviehbetrieben, die eher im Nordwesten Niedersachsens angesiedelt sind, solidarisiert und vor dem Aldi-Lager in Salzgitter-Bad demonstriert.Egal ob Ackerbauer oder Milchviehalter – den Landwirten reicht’s. Aldi darf sich wohl auf weitere Proteste einstellen, die dem Image des Discounters nicht dienen. Taktisch war die Ankündigung in dieser aufgeladenen Atmosphäre unklug. Sie zeigt aber auch: Der politische Druck auf die Industrie ist offenbar noch nicht hoch genug.