„Auch der Handel muss den Druck spüren, dem Bauern schon lange ausgesetzt sind.“

Geiz ist geil“ und „Essen hat den niedrigsten Preis verdient“ – die Deutschen lieben es angeblich, billig einzukaufen. Europaweit geben sie am wenigsten für Lebensmittel aus, rund zehn Prozent ihrer Konsumausgaben. Die Italiener kommen auf 14, Franzosen auf 13 Prozent. Das liegt aber neben der hohen Kaufkraft nicht nur an der – wenn überhaupt vorhandenen – Billig-Mentalität der Deutschen, sondern auch am Preiskampf des Handels. Der wird hier, wo einst die Aldi-Brüder den Lebensmittel-Discounter erfanden, hart ausgefochten.

Das zeigt eine Studie der Marktforscher von Information Resources (RI), auf die die Organisation Foodwatch hinweist. Sie haben untersucht, wie viel billiger die Produkte von Eigenmarken im Vergleich zu Markenprodukten sind – also beispielsweise „Ja“-Spaghetti im Vergleich zu „Barilla“-Spaghetti. Das Ergebnis: In Deutschland ist der Preisunterschied mit Abstand am größten. Eigenmarken sind bis zur Hälfte günstiger, in Italien etwa nur ein Viertel. Das gibt auch laut RI einen Hinweis darauf, wer der Treiber der Billigpreise im deutschen Handel ist – der Handel selbst.

Nur recht und „billig“ also, dass sich die Kanzlerin und Landwirtschaftsministerin angesichts der Bauernproteste heute mit Vertretern des Lebensmitteleinzelhandels treffen. Bei Appellen gegen Dumpingpreise zulasten der Erzeuger darf es dabei aber nicht bleiben. Auch der Handel muss den Druck spüren, dem Bauern schon lange ausgesetzt sind.