„Deutschland kann sich glücklich schätzen über die Qualität der Arbeit, die Retter abliefern.“

Es sind verstörende Nachrichten, die uns von der A2 erreichen. Der verunglückte Gefahrgut-Transporter hatte weitere hochgiftige Substanzen geladen. Glück im Unglück: Nur drei von diversen Fässern wurden bei dem Unfall beschädigt. Der Laster war offenbar voller Gefahrstoffe, darunter Salpeter, Ammoniak und Tetramethylammoniumhydroxid. Letzterer eine Art Kontaktgift, der bei Berührung mit der Haut tödlich sein kann.

Dieser Unfall wirft unwiderruflich Fragen auf: Eine, die sich aufdrängt: Warum wird eine so gefährliche Fracht auf der Straße und noch zudem auf der oft als „Todesstrecke“ titulierten A2 befördert und nicht auf der Schiene? Die Kollision räumt aber auch ein wenig mit gängigen Klischees auf. Wer glaubte, dass der verunglückte Transporter aus Osteuropa kam, mit einem übernächtigten und schlecht bezahlten Fahrer in der Kabine, der irrt. „Der Sattelzug ist in Deutschland gemeldet, die Abnehmer der Ware in Deutschland“, konstatiert die Feuerwehr nüchtern. Wer sich im ersten Moment also in einem russischen Agententhriller a la Skripal vermutete, muss sich schnell eingestehen: Auch auf deutschen Autobahnen lauern unvorstellbare Gefahren, in dem Fall für Autofahrer und nicht für ehemalige Spione.

Der Unfall stellt Fragen und konfrontiert Menschen mit ihren Vorurteilen, er zeigt aber auch Versöhnliches und Beruhigendes auf. Deutschland kann sich glücklich schätzen, was die Qualität der Arbeit angeht, die Retter leisten. Ihre Umsicht und ihr bedingungsloses Engagement ist in anlaufenden Katastrophenszenarien wie auf der A2 bitter nötig. Einsatzleiter, zuweilen ehrenamtliche, die nach 27 Stunden im Dauereinsatz ohne jegliches Murren der Öffentlichkeit Auskunft darüber gehen, was passiert ist, haben zu jeder Zeit den Dank und vor allem den Respekt der Gesellschaft verdient. Wer möchte, kann sie auch in seine Nachtgebete einschließen.