Wer unsere freiheitliche Gesellschaft zu solchen Zwecken benutzt, muss akzeptieren, dass die sich abwendet.

Darf man um einen Nazi trauern? Um einen Menschen, der die meisten Regeln einer zivilisierten Gesellschaft ablehnt, der Demokratie und Meinungsfreiheit ablehnt, der legitim findet, Andersdenkenden und Fremden mit Gewalt zu begegnen?

Ja, darf man. Wer um Nazis trauern will, der wird weder verfolgt noch eingesperrt.

Darf man öffentlich um einen solchen Menschen trauern, etwa im Rahmen eines Fußballspiels? Ja, auch das darf man. Wer in einem Stadion um Nazis trauern will, der wird weder verfolgt noch eingesperrt.

Aber: Wer unsere freiheitliche Gesellschaft benutzt, um Trauer für einen Nazi zu legitimieren, der muss akzeptieren, dass jene Gesellschaft sich abwendet, ekelt, distanziert. Je öffentlicher die „Trauer“, desto deutlicher die Reaktion. So geschehen nach dem jüngsten Spiel von Eintracht Braunschweig.

Da haben selbsternannte „BS-Hools“ mit einem Banner eines Neonazis gedacht.Der Mann heißt Thomas Haller und gilt als Führungsfigur der Chemnitzer Hooligan- und Neonazi-Szene. Haller hat unter anderem die (mittlerweile nicht mehr aktive) rechtsextreme Organisation „HooNaRa“ (Hooligans-Nazis-Rassisten) mitbegründet. Der Mann war kein „Patriot“, kein auf der Kippe stehender Rechtsgerichteter, sondern ein lupenreiner Neo-Nazi. Er war auch eine Identifikationsfigur im Chemnitzer Fußball, hatte dort zeitweise den Ordnungsdienst geleitet. Anfang März starb er an Krebs.

In Chemnitz sagten viele, man habe eines Fans gedacht, eines Mannes, der für den Verein gebrannt hat. Darum die Trauerfeier im Stadion, mit einer Choreographie, einem Banner, selbst Spieler hatten sich beteiligt. Die Trauerfeier für den Neonazi war ein Eklat, die Öffentlichkeit wendete sich ab, ekelte sich, distanzierte sich.

Dass auch hier dieses Mannes gedacht wurde, war mithin reine Provokation. Beide Vereine verbindet keine Fan-Freundschaft oder ähnliches. Es war eine Solidarisierung unter Neo-Nazis und willfährigen Mitläufern.

Haller hat den Fußball missbraucht, um eine politisch widerwärtige Agenda voranzutreiben. Kein ernsthafter Fußballfan dürfte in diesem Fall das Stadion als den richtigen Ort für Trauer begreifen. Dass sich Eintracht distanziert hat, war gut und angemessen.