„Die Krise ist nicht vorbei – manche sagen, die größte Herausforderung kommt erst noch: Integration.“

Vor gut drei Jahren wirkte die Debatte über das europäische Asylsystem noch plüschig-weich wie die Kuscheltiere, die Nothelfende am Münchner Bahnhof an Flüchtlingskinder verteilt haben. Kanzlerin Merkel sagte: „Wir schaffen das.“ Doch schnell war klar: Städte und Gemeinden waren überfordert, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge schlitterte mit Fehlern und Pannen durch die Krise, Fremdenfeinde gewannen an Macht. Deutschland konnte nicht mehr, andere Staaten wie Polen und Ungarn wollten gar nicht erst. Bis heute hat Europa nie zu einem gemeinsamen Konzept gefunden, wie der reiche Kontinent einen Teil dazu beitragen kann, die globale Krise zu mildern. Erst ließ Europa die Menschen unkontrolliert von Grenze zu Grenze marschieren und schaute hilflos zu. Jetzt lautet der Kern der EU-Asyl-Strategie: Abschottung. Beides ist falsch.

Sind wir trotzdem weiter als 2015? Ja, aber. Eine gemeinsame Asylpolitik aller EU-Staaten scheint kaum mehr machbar. Zu tief sind die ideologischen Gräben, zu wenig Rückhalt hat eine Politik, die Schutzsuchende gerecht in Europa verteilen will.

Trotz Unfähigkeit und Unwillen der Regierenden in der EU sieht man Erfolge. Nachbarschaften helfen weiterhin, Menschen aus Syrien, Irak oder Afghanistan in ein deutsches Leben zu manö­vrieren. Das Bundesamt schult Personal, um besser und schneller darüber zu entscheiden, ob ein Asylsuchender bleiben darf oder nicht. Aber auch die Menschen, die zu uns
gekommen sind, haben vieles geschafft. Viele Flüchtlinge haben Deutsch gelernt, einige haben Ausbildungsplätze gefunden, andere Arbeit.

Die Krise ist nicht vorbei– manche sagen, die größte Herausforderung kommt erst noch: Integration. Doch für eine Bilanz darf der Fokus nicht nur auf den Negativ-Schlagzeilen liegen. Die Leistung liegt im Alltag.