„Mehr Patientensicherheit gibt es nur in einem System, das nicht unter Kostendruck und Bürokratie in vielen Bereichen am Limit arbeiten muss.“

Der Fall Niels H. macht heute noch Frösteln.­ Zuallererst wegen der Abgründe in der Psyche des Mannes, der sich Pfleger nannte. Vor allem aber auch, weil ihn trotz einiger Verdachtsmomente niemand stoppte.

Der monströse Fall H. ist in dieser Form, zumindest nach allem was man weiß, ein Einzelfall. Die Mordserie wurde begünstigt durch mangelnde Kontrolle und auch mangelnden Mut von Vorgesetzten. Dass eine große Zahl von Patienten H. letztlich ohne wirksamen Schutz ausgeliefert war, dass er weiter und weiter hilflose Menschen in den Tod befördern konnte, wirft aber auch Fragen für Niedersachsens Krankenhauslandschaft insgesamt auf. Die Landespolitik reagierte mit einem Sonderausschuss, der auch Schlussfolgerungen aus dem Fall erarbeitete. Das neue Krankenhausgesetz, das am Mittwoch einstimmig im Landtag verabschiedet wurde, zieht die richtigen Konsequenzen.

Mit anonymen Meldesystemen („Whistleblowing“) sinkt beispielsweise die Schwelle, echte Auffälligkeiten weiterzugeben. Mit besserer Medikamentenkontrolle wird nicht nur der Missbrauch schwieriger. Auch die Fehleranfälligkeit sinkt. Das Gesundheitsministerium soll mehr Aufsichtsrechte haben. Das soll auch Vertuschung verhindern.

Mehr Patientensicherheit gibt es verlässlich aber nur in einem System, das nicht unter Kostendruck und lähmender Bürokratie in vielen Bereichen am Limit arbeiten muss. Und daran wird sich auf Sicht wenig ändern.