„Die Staatengemeinschaft beschreitet einen Weg des Wirtschaftens, der die Erde immer weiter aufheizt.“

Am Abend des 9. Dezember 2011 trat die 21-jährige Studentin Anjali Appadurai auf dem UN-Klimagipfel in Durban in Südafrika an das Mikrofon und sprach zu den Delegierten. Sie sagte: „Ihr habt uns einen Sitzplatz in dieser Halle zugestanden, aber unsere Interessen liegen nicht auf dem Tisch. Mein ganzes Leben verhandelt ihr schon. In dieser Zeit habt ihr Ziele verfehlt und Versprechen gebrochen. Radikal sind nicht wir. Radikal seid ihr, die ihr uns um unsere Zukunft betrügt.“

Der neue Bericht des Weltklimarats IPCC beschreibt nun, was die Generation von Anjali Appadurai erwartet, wenn sie in einer wärmeren Welt aufwächst, die aus den Fugen geraten ist. Eine Welt, in der es kleine Inselstaaten, die heute nur knapp über dem Meeresspiegel liegen, nicht mehr geben wird. Eine Welt, die möglicherweise keine Warmwasserkorallen mehr kennt, dafür aber Menschenkarawanen, die vor ihrer Umwelt flüchten. Eine Welt, in der Verhandlungen zu spät kommen. Und das Beängstigende sind nicht die Szenarien. Erschreckend ist, dass Klimaforscher in all den Jahren immer präziser herausgearbeitet haben, welche Rolle der Mensch bei der globalen Erwärmung spielt – und die Menschheit weitermacht wie bisher.

Statt dem Rat der Wissenschaft zu folgen, beschreitet die Staatengemeinschaft einen Weg des Wirtschaftens, der die Erde immer weiter aufheizt. Das Ansinnen des Energiekonzerns RWE, den Hambacher Forst zu roden, um den klimaschädlichsten Energieträger weiter zu verbrennen, mag legal sein. Doch ist es legitim, Konzerninteressen auf Kosten des Allgemeinwohls durchzusetzen? Zulasten kommender Generationen, die es ausbaden müssen, weil die Politik Jahr für Jahr aufschob, was nun unumgänglich ist: der Ausstieg aus der Kohleverstromung?

„Get it done“, sagte Anjali Appadurai am Ende ihrer Rede zu den Politikern. Tut es. Endlich.