“So lobenswert die Recherche von NDR, WDR und Süddeutscher zu sogenannten Raubjournalen war, so falsch und kontraproduktiv war die Aufmachung.“

So lobenswert die Recherche der Kollegen von NDR, WDR und „Süddeutscher“ zu sogenannten Raubjournalen war, so falsch und kontraproduktiv war die Aufmachung. „Fake Science“ legt Täuschungen in betrügerischer Absicht nahe. Doch darum geht es nur in den allerwenigsten Fällen. Bei den meisten Artikeln, die in unseriösen, kostenlosen Online-Zeitschriften veröffentlicht wurden, dürfte es sich um die ersten publizistischen Gehversuche junger Wissenschaftler handeln. Manche wurden von der aggressiven Werbung der Verlage und den seriös klingenden Titeln der Journale getäuscht. Das passiert schnell in einer Zeit, in der Open Access, also frei zugängliche Forschungsergebnisse im Internet, immer wichtiger, wird. Am Dienstag haben elf nationale Forschungsförderungsorganisationen in der EU sogar erklärt, dass ab 2020 alle von ihnen geförderten Projekte ihre Ergebnisse frei zugänglich veröffentlichen müssen. Dieser Umbruch der Publikationslandschaft stellt den Wissenschaftsbetrieb vor eine große Herausforderung.

Weniger verständlich ist es, wenn Wissenschaftler Jahr für Jahr zu Konferenzen unseriöser Anbieter fahren, die Anmeldegebühren kassieren und dafür nur ein Minimum an Organisation bieten. Da liegt der Verdacht nahe, dass der Reiz weniger von der Konferenz als vom exotischen Veranstaltungsort ausgeht. Hier müssen die Institute genauer hinschauen, bevor sie Reisekosten aus Steuermitteln freigeben.