“Jetzt kommt es darauf an, bei aller Empörung besonnen zu bleiben. Noch sind wir nicht im Handelskrieg.“

US-Präsident Donald Trump hat Unberechenbarkeit zu seinem Markenzeichen erkoren, aber in dem von ihm angezettelten Zollstreit mit Europa ist sein Motiv so schlicht wie durchschaubar: Trump riskiert den Handelskrieg mit seinem wichtigsten Partner, um vor den Kongresswahlen im November bei seinen Wählern Eindruck zu schinden als vermeintlicher Retter der amerikanischen Stahlindustrie. Die Entscheidung, die Strafzölle auch auf Europa auszudehnen, war deshalb zu erwarten. Fast überraschender ist der hämische Begleitton, der in Washington angeschlagen wird – da ist viel Wut im Spiel, weil die Europäer nicht nach Trumps Pfeife tanzen.

Doch dieser hässliche Stil hat auch sein Gutes: Im Konflikt mit den USA sind die Reihen in Europa nun geschlossen. Gern wird die EU als zerstrittener, schwacher Haufen karikiert. Jetzt schicken sich ihre Anführer an, das Gegenteil zu beweisen: Europa ist auf diese Bewährungsprobe besser vorbereitet als vermutet. Trotz aller Interessenunterschiede und aller Spaltungsversuche wird es jetzt einig und entschlossen reagieren. Es war richtig, auf Dialog und Gesprächsangebote zu setzen, aber Erpressungsversuche der US-Regierung zurückzuweisen. Dass die EU nicht über Handelserleichterungen verhandelt, solange Trump ihr die Zoll-Pistole an den Kopf hält, wird weltweit mit Respekt verfolgt.

Jetzt kommt es darauf an, bei aller Empörung besonnen zu bleiben. Noch sind wir nicht im Handelskrieg: Die volkswirtschaftliche Belastung Europas durch die Stahlzölle ist gering – das gilt umgekehrt für den Plan, amerikanischen Whiskey oder Motorräder zur Vergeltung mit Strafzöllen zu belegen, was Symbolcharakter hat. Die eigentliche Herausforderung wird sein, eine weitere Eskalation zu verhindern. Dazu braucht es Gesprächsbereitschaft. ber ebenso den Willen, sich von Trumps Drohung, demnächst auch Autoimporte aus Europa mit saftigen Zöllen zu verteuern, nicht einschüchtern zu lassen.