„Junge Arbeitnehmer können heute sogar Ansprüche formulieren. Und sie sind gut beraten, wenn sie das tun.“

Mit Geld kann man sich vieles kaufen, aber keine Zeit. Darum ist der Casus Knacksus in den aktuellen Tarifverhandlungen der Metall- und Elektroindustrie auch nicht das Geld, sondern die Forderung der Gewerkschaft, bis zu zwei Jahre nur 28 Stunden in der Woche arbeiten zu können – bei Lohnzuschuss.

In Schweden wird derweil mit dem Sechs-Stunden-Arbeitstag experimentiert. Das Ergebnis: Zufriedene, produktive und weniger kranke Mitarbeiter. Beides zeigt: Arbeitnehmer wollen mehr Zeit für ihre Bedürfnisse. Sei es, um Angehörige zu pflegen oder einfach, um mit seinem Kind gemeinsam Hausaufgaben machen zu können. Die Experimente ind Schweden zeigten aber auch: Weniger Arbeit kostet die Arbeitgeber mehr Geld.

Gerade der jüngeren Generation ist Work-Life-Balance jedoch wichtig. Im Gegensatz zu den Baby-Boomern haben sie das Glück, sich gegen weniger Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt durchsetzen zu müssen. Im Gegenteil: Sie können sogar Ansprüche formulieren. Und sie sind gut beraten, wenn sie das tun. Denn Unternehmen sind händeringend auf der Suche nach jungen Fachkräften. Sie müssen ihre Attraktivität steigern.

Gleichzeitig sind junge Arbeitnehmer sehr mobil und flexibel. Nine-to-Five-Arbeitstage sind ihnen fremd – sie arbeiten je nach Arbeitsanfall. Gibt es viel zu tun, mehr, gibt es weniger zu tun, weniger. Zu einer modernen Arbeitswelt passen flexible Arbeitszeiten – die müssen Arbeitnehmern und -gebern nutzen, beide müssen profitieren.

Experimente wie die in Schweden sind deshalb wichtig, um neue Arbeitszeitmodelle zu testen und zu verhandeln: Was ist uns Zeit in der modernen Arbeitswelt wert? In Deutschland wird sich in den aktuellen Tarifverhandlungen bald zeigen, wie experimentierfreudig die Arbeitgeber hierzulande sind.