Drei Monate nach der Bundestagswahl ist die AfD im Berliner Politikbetrieb angekommen. Viele Abgeordnete haben ihre ersten Reden gehalten und ihre Büros in einem Gebäude aus der NS-Zeit eingerichtet. Auch die einschlägigen Spesenlokale in Berlin-Mitte kennt die AfD inzwischen.

Drei Lehren sind nach diesen drei Monaten zu ziehen. Erstens: Argumente sind das wirksamste Mittel einer politischen Debatte. Seit die AfD gezwungen ist, ihre Ideen im Bundestag zu verteidigen, werden ihre Schwächen offenbar. Die AfD sieht schlecht aus, wenn die politischen Gegner ihre Anträge und Wortbeiträge zerpflücken können. Übrig bleiben hohle Phrasen und Polemik.

Zweitens: Die AfD setzt nach wie vor auf Provokation. Gleich in der ersten Rede zog der AfD-Abgeordnete Bernd Baumann einen Nazi-Vergleich. Je mehr die AfD aber gezwungen ist, sich auf den Inhalt der Debatten einzulassen, desto braver und kleinlauter wird sie. Nebenher baut sich die Partei – dritter Punkt – gezielt eine Nebenöffentlichkeit auf. Auf Internetplattformen wie Youtube verbreiten Unterstützer Videos von AfD-Abgeordneten am Rednerpult. Zu sehen sind aber nur vorteilhafte Szenen. Die Methode stammt aus den Vereinigten Staaten und hat geholfen, Donald Trump zum US-Präsidenten zu machen. Das Ziel ist die Hoheit über die außerparlamentarische Debatte. Wer die AfD wirklich bekämpfen will, muss ihr auch hier Paroli bieten.

Die AfD im Bundestag fordert die anderen Parteien, aber auch die Medien stärker als bisher heraus. Themen und Debatten müssen besser erklärt, die Funktionsweise von Politik muss transparenter werden. Das ist mühsam und erfordert auch, dass die Bürger wirklich wissen wollen, was rund um den Reichstag passiert. Am Ende aber kann die Demokratie davon profitieren. Schade nur, dass es dafür die AfD gebraucht hat.

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