„Für viele Politiker ist Wissenschaft immer nur dann willkommen, wenn sie Munition für die eigene Politik liefert. “

Ein Satz in den Nachrichten des Deutschlandfunks am 24. Oktober machte das ganze Elend der unsäglichen Debatte über die Zulassung des Pflanzenschutzmittels Glyphosat deutlich: „Die EU-Kommission folgte damit der Risikoeinschätzung des Parlaments.“ Damals hatte die Kommission wieder einmal keine Verlängerung der Zulassung entschieden und die mögliche Zulassungsdauer erneut verringert. Absurd ist der Satz, weil eine Risikobewertung auf einer wissenschaftlichen Analyse von Toxizitätsstudien, Exposition und weiteren Kriterien beruht. Ein Parlament ist dazu überhaupt nicht in der Lage. Deutschland finanziert zu diesem Zweck das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), das für die EU mit der Bewertung von Glyphosat beauftragt worden war. Die Einrichtung des BfR war eine Lehre aus dem BSE-Skandal, dass Risikobewertung und Risikomanagement institutionell getrennt werden sollten. Die Behörde soll unabhängig arbeiten – frei von wirtschaftlichen und politischen Einflüssen. So die Idee der Grünen, als deren Kind das BfR bezeichnet werden kann. Diese Unabhängigkeit fällt der Partei nun auf die Füße, denn das BfR sieht keine besonderen Gesundheitsgefahren bei sachgerechtem Umgang mit Glyphosat. Nun offenbart sich das instrumentelle Verhältnis vieler Politiker zur Wissenschaft: Sie ist immer nur dann willkommen, wenn sie Munition für die eigene Politik liefert. Aber wehe, wenn nicht. Das BfR sieht sich derzeit mit einer regelrechten Verleumdungskampagne konfrontiert – befeuert von grünen Politikern wie Niedersachsens Ex-Minister Christian Meyer. Umweltverbände und EU-Parlament machen mit – und BfR-Mitarbeiter erhalten mittlerweile gar Morddrohungen.

Christian Schmidts Alleingang in Sachen Glyphosat war ein mutiger Schritt gegen den Strom. Zumindest für fünf Jahre bekommt die Vernunft in der EU-Agrarpolitik so eine Gnadenfrist.