„Wolf und Mensch können miteinander leben, doch dafür braucht es ein handfestes Management, keine Romantik.“

Wölfe sind wunderschöne und faszinierende Tiere. Und sie sind gefährlich. Dass diese Aussagen beide wahr sein könnten, scheint für manche schwer zu akzeptieren. Bei der Diskussion über die Rückkehr des Wolfes treffen Extrempositionen aufeinander. Auf der einen Seite herrscht das romantische und naive Bild einer harmonischen Koexistenz – wenigstens in Form respektvollen Sich-aus-dem-Weg-Gehens. Das kollidiert allerdings mit der Realität knapp 200 gerissener Nutztiere im vergangenen Jahr allein in Niedersachsen.

Auf der anderen Seite wiederum herrscht das weniger romantische als märchenhafte Bild vom Wolf als Monster, das nicht nur Großmütter, sondern vor allem Kinder frisst und Wald und Feld unsicher macht. Und während die eine Seite die Sorgen von Tierhaltern mit lässigen Empfehlungen zum Bau höherer Zäune wegwischt oder Schäfern schlicht Geldgier unterstellt, zieht die andere Seite noch die obskurste Geschichte von Wolfsangriffen in Sibirien heran, um die drohende Gefahr zu belegen. Es wäre Aufgabe der Politik, hier für etwas mehr Sachlichkeit zu sorgen. Doch wenn einer Vertreterin des Bundesumweltministeriums bei der Wolfskonferenz in Wolfsburg dazu nur einfällt, die Natur mache das alles von selber, und sie mache das ganz wunderbar, wird das keinem Schäfer die Angst um seine Existenz nehmen. Wolf und Mensch können miteinander leben, doch dafür braucht es ein handfestes Management, keine Romantik.